Zurück

Reviews

Graveyard: 6

Stil: Hardrock

Cover: Graveyard: 6

<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/96a6843244814d708d695a429407fca2" width="1" height="1" alt=""> GRAVEYARD waren eine der ersten Bands der Retro-Rock-Bewegung nach der Jahrtausendwende und zeigen sich nach längerer Pause auf einem Niveau, das sie zuletzt nicht mehr auf so lässige Weise erreichen konnten. Auch wenn die Musik für Mastermind Joakim Nilsson mittlerweile notgedrungen (Corona, Familie…) keine erste Geige mehr spielt, hat die längere Pause der Gruppe hörbar gut getan.

Man könnte vorschnell unterstellen, die schon im Vorfeld des Vorgängers "Peace" (2018) zwischenzeitlich aufgelöste Band klänge auf "6" resignierend oder gar lustlos, doch man kann die weiter im Vordergrund stehende Melancholie, die Graveyard ohnehin von jeher innewohnt, auch auf gewonnene Reife und einen nüchternen Blick aufs Dasein an sich auslegen. Fest steht, dass die gedämpfte Ausrichtung des neuen Materials glaubwürdig wirkt und deshalb auch emotional berührt.

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/0Q3XavA9x5Y?si=V6ramvJ-tHL1JUOG" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

Breitbeinige Posen überlässt das Quartett den Heerscharen, die sich nach ihm in Schlaghosen gezwängt haben: Das Ton gewordene Dämmerlicht 'Godnatt' wirkt wie ein längeres Intro, ehe der positiv schwerfällige 'Twice' umso lauter und kraftvoller einschlägt. Beflügelt von einem simplen wir starken Refrain stürzt sich die Gruppe in den lässigen Jam 'I Follow You', wo die dem Hörer einmal mehr atemberaubend nahe kommende Produktion vollends zur Geltung kommt.

'Breathe In Breathe Out' klingt mit leisem Gospel-Einschlag (Melodieführung, "Uh"-Backgroundchöre) und Rassel wie die akustische Entsprechung der Ernüchterung vom alten Hippie-Traum (das hymnische 'Bright Lights' weckt später ähnliche Assoziationen), wobei Nilsson ab jetzt gesanglich aufdreht; auf der B-Seite von "6" bietet er verschiedene Stimmen an und schärft das Profil der sowieso schon charakterstarken Songs zusätzlich.

Der nölige 'Sad Song' (alte Rolling Stones lassen zumindest unterschwellig grüßen), das aufbrausende 'Just a Drop' und die verzweifelte Ballade 'No Way Out' sind kleine Classic-Rock-Perlen, die sich in erfrischendem Maß vor den üblichen breitbeinigen US-Band-Posen hüten; das zuversichtlich stimmende 'Rampant Fields' lässt am Ende doch noch uneingeschränkt die Sonne aufgehen - ein Wegweiser für Graveyards Zukunft?

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/72DZFXOP5d0?si=eDWUBdKUFq2rsFpy" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

FAZIT: Man wünscht Graveyard in Anbetracht ihres sechsten Studioalbums, dass ihre schon rund anderthalb Jahrzehnte währende Karriere trotz bereits eingeheimster Lorbeeren jetzt erst richtig startet. "6" strotzt vor Gefühl (gerade die Gitarrenleads!) und unaufdringlichen Hooks mit Langzeitwirkung, wobei es auch einfach schön ist, nach fünf Jahren wieder neue Songs in diesem unverkennbaren Stil zu hören.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.09.2023

Tracklist

  1. 1. Godnatt
  2. 2. Twice
  3. 3. I Follow You
  4. 4. Breathe In Breathe Out
  5. 5. Sad Song
  6. 6. Just A Drop
  7. 7. Bright Lights
  8. 8. No Way Out
  9. 9. Rampant Fields

Besetzung

  • Bass

    Truls Mörck

  • Gesang

    Joakim Nilsson

  • Gitarre

    Jonatan Larocca Ramm, Joakim Nilsson

  • Schlagzeug

    Oskar Bergenheim

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Believe

  • Spieldauer

    38:01

  • Erscheinungsdatum

    29.09.2023

© Musikreviews.de