Nach den doch sehr Metal-lastigen Krachern "Vector" und "Virus" liefern die britischen Prog-Metal-Neuerer HAKEN ihr vielleicht vielseitigstes Album ab. Konzeptioneller Überbau: Jeder Song ist einem sogenannten Krafttier gewidmet.
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Der kompakte Fünf-Minuten-Opener ´Taurus´ entwickelt sich rasch zu einem verqueren Groover mit für Frontmann Ross Jennings charakteristisch wehmütigem Refrain - den auch das nachfolgende Stück aufweist: ´Nightingale´ (im Text wird auf John Keats´ ´Ode an eine Nachtigall´ angespielt) ist ein in den Keyboard-dominierten Strophen minimalistisch konzipiertes Mini-Epos und in erster Linie auf den Gesang ausgerichtet.
Dies gilt auch für den ersten von zwei achteinhalbminütigen Tracks: ´Sempiternal Beings´ reiht sich als einer der düstereren Momente von "Fauna" in eine gewisse HAKEN-Tradition ein, das abschließende, gleichlange ´Eyes of Ebony´ tendiert wiederum in Richtung "The Mountain" (2013), bietet also "klassischen" Prog Metal mit pompöser Auflösung. Bei ´The Alphabet Of Me´ handelt es sich hingegen um eine synthetische Pop-Überraschung mit stolperndem Rhythmus und streckenweise wortreichem Sprechgesang.
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´Beneath The White Rainbow´ spiegelt HAKENs Vorliebe für rhythmischen Wahnsinn ebenso wider (die Band sieht sich laut eigener Aussage auf der richtigen Spur, wenn sie über scheinbar unspielbare Pattern lachen muss…) wie das anschließende ´Island in the Clouds´; das abermals auf Jennings Vocals zentrierte Arrangement schwankt zwischen einem "krummen" Funk-Beat und richtiggehend lässiger Geradlinigkeit - ein gutes Stichwort für die kürzeste Nummer im Aufgebot: ´Lovebite´ treibt laute Dramatik im Kontrast zu federleichtem Pop-Rock-Songwriting auf die Spitze, wobei sich die Briten erfolgreich an einer ihrer Königsdisziplinen abarbeiten, indem sie Komplexes einfach aussehen lassen.
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Auf den Ohrwurm der Platte folgt der elfminütige Longtrack ´Elephants Never Forget´, der auf frische Weise im Fahrwasser Band-eigener Kuriositäten wie ´Cockroach King´ schippert, aber erneut um mehrheitsfähige Melodien kreist. Phasenweise stapfen HAKEN durch den sprichwörtlichen Porzellanladen wie der titelgebende Elefant, zwischendrin gibt´s Tech-Metal-Ausflüge, die der Genre-Konkurrenz eine knorrig lange Nase drehen, während sich der zur Gruppe zurückgekehrte Organist Pete Jones so richtig austoben darf.
FAZIT: Das siebte HAKEN-Album findet leichte Zugänglichkeit im Vertrackten, glänzt mit einigen der stärksten Texte (und Performances) von Sänger Ross Jennings und legt die Messlatte für alle zeitgenössischen Progressive-Rock/Metal-Acts verdammt hoch an. Wer die jetzt zufälligerweise zehn Jahre alte LP "The Mountain" als sein Lieblingswerk des Sextett ansieht, wird "Fauna" lieben. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/e1cef138d9934dc9a6b304600a6d2684" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2023
Conner Green
Ross Jennings
Richard Henshall, Charlie Griffiths
Pete Jones, Richard Henshall
Ray Hearne
Inside Out / Sony
62:11
03.03.2023