HEAVY WATER, das Vater/Sohn-Projekt von Biff Byford und seinem Zögling Seb geht in die zweite Runde, träumt aber vom Gestern in dem noch alles heile war. Allerdings ist „Dreams of Yesterday“ alles andere als eine verstaubte Retro-Angelegenheit. Vielmehr klingt der Heavy (!) Rock, den die beiden Musiker hier zocken, sehr modern. Allerdings sollte auch keine neue musikalische Zauberformel erwartet werden.
Denn Grunge-Einflüsse und dergleichen sind schließlich kaum mehr der heiße Scheiß, was aber die Qualität der Songs keineswegs schmälert. Nummern wie „Castaway“ oder „How Much Can You Take“ strotzen vor Energie und wirken in ihrer melancholischen Schwere sehr ernsthaft. Stimmungstechnisch lugen hier und da Bands wie SOUNDGARDEN um die Ecke.
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Aber das hier agierende Vater/Sohn-Gespannt strafft seine Kompositionen mit deutlich mehr Härte, als sie die Granden des Grunge zu bieten hatten, da kommt dann doch der Heavy-Metal-Background der Byfords zu tragen.
Auch zeugt es von Selbstbewusstsein und künstlerischem Verständnis, dass nicht nur Biff die Leadstimme der Songs übernimmt. Stattdessen hält sich die Gesangbeteiligung der beiden Byfords relativ gut die Waage, wobei speziell das melancholische „Never Love Again“ ob seiner Ausgewogenheit und stimmlichen Emotionalität dem Bandnamen mehr als gerecht wird. Denn auch wenn mancher Moment eine rührige Träne vom Auge fallen lässt, drückt das Riffing mit gewichtigem Hardrock-Anstrich aus den Boxen.
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In gänzlich anderem Gewand kommt da „Another Day“ daher.
Ist das etwa klassischer Punkrock der alten britischen Schule?
Ob der stoischen Simplizität des Songs drängt sich dieser Verdacht auf. Der Bass wummert, das Riffing wirkt sympathisch schrammelig und die Musik strahlt eine Unbekümmertheit aus, die doch wenigstens überrascht. Gleiches gilt für „Chain Reaction“, wenn auch hier ein stärkerer Rock'n'Roll-Touch anklingt.
Am Ende bluest „Live to Live“ mit ganz viel Seele in Richtung Entspannungsmodus. Da lässt es sich doch hervorragend abschalten und der eigenen Nostalgie ein klein wenig nachgeben.
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FAZIT: Mit „Dreams of Yesterday“ festigen Vater und Sohn Byford ihre künstlerische Beziehung weiter. Dadurch klingen HEAVY WATER anno 2023 zwar nicht zwingend runder als auf dem Debüt, beweisen aber künstlerischen Mut, indem sie über ihren vermeintlich erwartbaren Musik(er)horizont hinausblicken. Qualitativ gibt’s hier so oder so nix zu meckern, wenn auch SAXON-Die-Hards anfangs etwas mit der musikalischen Ausrichtung des Albums fremdeln könnten. Trotzdem verdient das Album Gehör, denn es ist schlichtweg gut gemacht und bietet ebenso gute Songs.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2023
Biff Byford
Seb Byford, Biff Byford
Seb Byford
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Silver Lining Music
35:44
29.09.2023