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Hellish Whispers: Ausgabe 1

Stil: Black Metal

Cover: Hellish Whispers: Ausgabe 1

Mit dem HELLISH WHISPERS schickt sich ein neues deutschsprachiges Fanzine an, sowohl den tiefsten Black-Metal-Underground nach verheißungsvollen Newcomern zu durchforsten als auch langjährig aktiven Veteranen zu huldigen.

Zunächst zu den Eckdaten: Mit 92 DinA4-Seiten und Farbumschlag mit brennendem Schweinekopf auf dem Deckblatt macht das höllische Gewisper äußerlich alles andere als einen mickrigen Eindruck. Dass neben einigen eher weniger bekannten Bands wie zum Beispiel den norwegischen Jungspunden von KRAPYL auch DARK NOCTURN SLAUGHTERCULT für die Erstausgabe Rede und Antwort standen, spricht für Neugier und Traditionsbewusstsein. Zudem kommen die ersten 50 Hefte mit einem schwarzen Stoffbeutel im Stacheldrahtdesign, das ästhetisch an das Interview mit dem Veranstalter vom Eternal-Hate-Festival anknüpfen soll, wie Herausgeber Latex erklärt. Der Mittvierziger, der bereits online über Black Metal schrieb, legt jedem Heft außerdem eine nummerierte Holzscheibe bei. Klein, aber fein?!

Dass sich das HELLISH WHISPERS im erzkonservativen Black Metal verortet, wird vor allem angesichts der bierseligen Berichterstattung von einschlägigen Festivals wie dem bereits erwähnten Eternal Hate Fest oder dem Schwarzmetall über’m Miriquidi, die jeweils um ein Interview mit dem Veranstalter ergänzt werden. So berichtet zum Beispiel Daniel "Beherit" Bilý von einem Polizeiverhör in den Festival-Anfangstagen oder einem Pfarrer, der göttlichen Beistand angesichts der ihm unheimlichen Fans beschwört, die einmal jährlich in seiner Gemeinde einfallen, um dem schwarzen Krach zu huldigen. Bei den Konzertberichten fällt auf, dass Latex zahlreiche Lieder der jeweiligen Setlists rekapituliert – da schreibt ein eingefleischter Fan.

Im Review-Teil werden neue Alben von Immortal, Taake und Shining (Swe) neben denen von Dungeon Kvlt und Celestial Annihilator besprochen, wobei Latex seine Meinung frei von der Leber raushaut, und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Es geht also ziemlich subjektiv zur Sache, wie bei Fanzines üblich, und vom x-ten Album der Pioniere und Veteranen bis zu Tonträgern von Newcomern in Kleinauflage findet alles Beachtung, was dem passionierten Konzertbesucher gefällt, zum Beispiel auch eine kurze Belobigung der aktuellen Obituary-Scheibe denn auf vier Seiten wird Ausgesuchtes unter der Überschrift "Blick über den Telllerrand" präsentiert.

Bei den Interviews wird auf einleitende Worte verzichtet, und die Gespräche fallen unterschiedlich lang und persönlich aus. Meine Entdeckung dieser Ausgabe sind die bereits erwähnten KRAPYL, die als Teenager ein ziemlich beachtliches Debüt vorlegen.

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Die Rubrik "Metallisches aus dem Kochtopf" bebildert die Zubereitung einer "Dark-Triumph-Rolle" (mit Käse und Schinken und ein, zwei, drei… Bier) unter unmittelbarem Einfluss des Behemoth-Demos in einer Bratpfanne – nix also mit Kochtopf = Fake News!

Die Erstausgabe ist für 5 € plus Porto bei <b>Hellishwhispers-zine@gmx.de</b> erhältlich.

FAZIT: Black-Metal-Fans, die gerne zum Eternal Hate Fest oder zum Schwarzmetall über‘m Miriquidi pilgern, werden sicher auch gerne im HELLISH WHISPERS schmökern, während andere, denen jene Veranstaltungen suspekt sind, von diesem Fanzine wohl eher die Finger lassen. Die Begeisterung für Musik, Bier und Miteinander schwingen in Latex‘ locker abgetippten Texten mit, und für ein Debüt ist die Ausgabe ordentlich geraten, wobei in mancherlei Hinsicht natürlich noch einige Luft nach oben ist.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2023

Tracklist

  1. Interviews:
  2. The Kryptik (Brasilien)
  3. Verhinderer
  4. Diabol (Chile)
  5. Daniel "Beherit" Bilý (Eternal Hate Fest)
  6. Krapyl (Norwegen)
  7. Stefan (Schwarzmetall Erzgebirge)
  8. Ad Mortem
  9. Irrseele
  10. Darkened Nocturn Slaughtercult

Besetzung

  • Sonstiges

    Latex (Tastatur, Bratpfanne, Bierglas)

Sonstiges

  • Label

    Eigenveröffentlichung

  • Spieldauer

    92 Seiten

  • Erscheinungsdatum

    15.10.2023

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