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Reviews

High Pulp: Days In The Desert

Stil: Jazz, Indie, Funk, Rock, Electronic, Progressive, Experimentelles

Cover: High Pulp: Days In The Desert

Eine herrlich gewagte Mixtur, versteckt sich inmitten der musikalischen Wüste, die uns HIGH PULP aus Los Angeles hier präsentieren. Da steht im Vordergrund der Jazz, aber nicht der der klassischen Art, sondern der der ruhig-verspielten, die wieder und wieder in die unterschiedlichsten Richtungen ausbricht: Alternative- und Indie- sowie Post-Rock, Elektronisches, Funk, Progressives und Experimentelles, das sich keinerlei Grenzen setzt und mit all dem liebäugelt, das wir von solchen Größen wie HERBIE HANCOCK und MILES DAVIS kennen, als die ebenfalls ausgiebige Ausflüge in rockige sowie progressive Bereiche unternahmen und damit den Jazz regelrecht revolutionierten.

„Days In The Desert“ ist keine Wüstenmusik, die dem Americana oder Southern Rock huldigt, sondern eine, die dem Verdurstenden eine Fata Morgana nach der anderen beschert und am Ende die rettende Oase präsentiert. Die Wüstensandkörner heißen Jazz, die Oasen – welche sich mitunter auch als nur kurze Fata Morgana erweisen – Indie, Elektro, Psyche, Funk, Prog...

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Viele winken ja bereits im Vorfeld desinteressiert ab, wenn nur das Wort 'Jazz' ins Spiel kommt. Ein großer Fehler, wenn es um HIGH PULP geht, denen eben der Jazz-Rock genauso nahe steht wie der Progressive Rock oder effektverspielte elektronische Musik, die sogar die eine oder andere eingängigere Melodie mit sich bringt. Und wer bei solch einem Albumtitel an langatmige Wüsten-Sand-Sounds, die vor einem herschweben, denkt, der liegt genauso falsch. Denn eine ganz besondere Stärke aller instrumentalen Stücke auf „Days In The Desert“ ist ihr ungebremster Abwechslungsreichtum (inklusive der Vielzahl der ins musikalische Spiel kommenden Instrumente, wie beispielsweise Harfen und Bläser), der ausgiebig durch die Vielzahl der beteiligten Gäste an diesem Album verstärkt wird.

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Bestes Beispiel ist hierfür „Unified Dakotas“, bei dem der Gitarrist Jeff Parker von TORTOISE als Gast hinzugewonnen werden konnte, der dem sich post-rockig steigerndem Stück natürlich eine gehörige TORTOISE-Portion verpasst, genauso wie auch Erinnerungen an MOGWAI und ähnlich experimentelle Postrock-Bands beim Hören von HIGH PULP geweckt werden. Oder solche Momente, während der DAEDELUS mit ein paar tiefen Dub-Rhythmen „(If You Don't Leave) The City Will Kill You“ oder Brandee Younger mit ihrer Harfe „Solanin“ veredeln, lassen die Musik und die Ideenvielfalt von „Days In The Desert“ zu etwas ganz Besonderem, in dieser Form nur selten Gehörtem werden, das einen mitnimmt und seine nie langweilig werdende Faszination von Hördurchgang zu Hördurchgang immer stärker entfaltet.

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Wer sich gerne aufgeschlossen mit weit offenen Ohren in solchen und ähnlich gewagt-experimentellen Gefilden bewegt, dem wird diese LP ein paar völlig neue Horizonte eröffnen. Horizonte, aus denen man sich gar nicht wieder verabschieden möchte und die zudem durch eine großartige, voller Stereo-Effekte überquellende Produktion begleitet werden, sodass einem nach der einen oder anderen ausgiebigen Passage regelrecht schwindelig wird.

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FAZIT: Zwar sind HIGH PULP aus Los Angeles tief im Jazz verwurzelt, der die Grundlage für ihr aktuelles (recht ruhig gehaltenes) Wüsten-Album darstellt. So gesehen also die musikalischen Sandkörner, die allerdings von jeder Menge Oasen und der einen oder anderen Fata Morgana aus (Post-)Rock, Elektronischem, Funk, Indie und Progressivem sowie einer Vielzahl namhafter Gäste bestehen, welche „Days In The Desert“ zu einer bunten Musikreise innerhalb dieses erstklassigen Instrumental-Albums werden lassen. Wer sich bei den Ausflügen von HERBIE HANCOCK oder MILES DAVIS in rockigere Gefilde verblüfft und begeistert die Augen wischte, dem wird es bei HIGH PULP ganz ähnlich ergehen.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2023

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (18:12):
  2. Slaw (3:52)
  3. Dirtmouth (feat. James Brandon Lewis) (4:42)
  4. Solanin (feat. Brandee Younger) (3:54)
  5. Never In My Short Sweet Life (feat. MonoNeon) (3:50)
  6. Robert Pollard (1:54)
  7. <b>Seite B</b> (22:53):
  8. Unified Dakotas (feat. Jeff Parker) (5:04)
  9. Fast Asleep (4:34)
  10. (If You Don't Leave) The City Will Kill You (feat. Daedelus) (5:11)
  11. Fatigue (feat. Kurt Rosenwinkel & Telemakus) (3:20)
  12. Bad Infinity (4:44)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Anti- Records

  • Spieldauer

    41:05

  • Erscheinungsdatum

    28.07.2023

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