HUMAN BEING HUMAN sind das geistige Kind des dänischen Bassisten Torben Bjørnskov, der mit dem Pianisten und Keyboarder Esben Tjalve und dem Drummer Frederik Bülow zwei gleichgesinnte Mitmusiker gefunden hat, die das Konzept des Trios („verspielt, kontemplativ und dynamisch") qualifiziert mittragen und umsetzen. „Disappearance“ ist das zweite Album der drei Musiker. Markenzeichen ist wieder die Mischung aus akustischem Kammerjazz und dezenten elektronischen Dreingaben.
Nach eigenem Bekunden möchten HUMAN BEING HUMAN die Fragilität des Lebens feiern, und zwar das gesamte Spektrum, beginnend mit dem Urknall („Big Bang“), ironischerweise der finale Track des Albums. In der Mitte steht das Ende: „Together Again, die nachdenkliche Spurensuche nach dem, was nach dem Tod kommen könnte und die „Disappearance“, das Verschwinden, die Auflösung. Im gewählten Kontext vermutlich in Glückseligkeit, zumindest aber Zufriedenheit.
Damit keine Irrtümer aufkommen, „Disappearance“ ist kein bieder-naiver happy-go-lucky-Jazz für den Fahrstuhl oder die Hotelbar, in die es Geschäftsreisende verschlägt. Den langsamen Stücken wohnt ein melancholischer Zauber inne, die schnelleren spielen mit repetitiven Mustern, die fein verwoben sind, lassen eine gehörige Portion Funk aufblitzen und wirken selbst in diffizilen Passagen bemerkenswert unangestrengt.
Wie so oft bei Jazz-Alben ist der Klang exzellent, Esben Tjalves Klavierspiel ist von bezwingender Klarheit, Torben Bjørnskov entlockt seinem Bass warme, federnde Töne, wenn er nicht solistisch den Pulsschlag der Musik erhöht. Frederik Bülow ist ein feinfühliger Perkussionist und sacht vorantreibender Rhythmusgeber. Das passt alles fabelhaft zusammen und behält genügend Luft zum Atmen.
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FAZIT: „Disappearance“ findet zwischen traumwandlerischer Sehnsucht und forscher Entfaltung statt. Ein gepflegter elektronischer Schimmer gibt dem exquisit gespielten akustischen Jazz seinen besonderen Pepp. HUMAN BEING HUMAN überzeugen als Schöpfer inniger Balladen, vitaler Aufbruchsstücke und der Melange aus beidem.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2023
Torben Bjørnskov
Esben Tjalve
Torben Bjørnskov (electronics)
April Records
45:33
10.11.2023