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Incantation: Unholy Deification

Stil: Old School Death Metal, Doom

Cover: Incantation: Unholy Deification

Dieser Tage melden sich zwei der führenden und bekanntesten Vertreter des amerikanischen Old School Death Metal mit neuen Alben an. Neben der aktuellen DYING FETUS gibt es frisches Material vom Altmeister INCANTATION auf die Ohren. Und es klingt selbstredend wie eh und je. In einem Zeitalter der Veränderung und der Suche nach Sicherheit resp. Kontinuität scheint das letztgenannte Kollektiv an Friedhofsgärtnern, welches sich wie kaum ein zweites des nämlichen Genres auf die ewiggleiche melodiearme Prügelkonserve mit modrigen Kriech- und Siechsounds sowie allenfalls nuancierte Richtungswechsel pro Album verständigt hat, eine verlässliche Konstante darzustellen. Oder, um es kurz zu fassen: Wo nach fast 35 Jahren Bandgeschichte INCANTATION drauf steht, ist nach wie vor schnörkelloser Ami-Death drin. Und das wird auch hoffentlich bis zum bitteren Ende so bleiben.

Wer also die anderen Alben aus diesem traditionsreichen Hause bereits mochte, wird ob des steten, nunmehr auf „Unholy Deification“ vernehmbaren Hin- und Herpendelns aus diabolischem Getrümmer, grooviger Rhythmik, stehenden Tönen und abartigem, tiefergelegtem Gegurgel wieder einmal herzlich frohlocken. Nicht zuletzt, weil die vier Amerikaner angesichts des lang anhaltenden musikalischen Werdegangs ihren Stil perfektionieren konnten. Dabei schälen sich, einen durchaus beachtlichen Hörgenuss konstituierend, gefällige Merkmale desselben heraus. Das amerikanische Brutalo-Quartett weiß nämlich, trotz aller unüberhörbarer OSDM-Topoi, eine gewisse Unberechenbarkeit aufrechtzuerhalten, z.B. wenn wie im initialen Stück abrupte Blastbeat-Eruptionen das zähe, bratende Klanggeschehen heftig erschüttern oder das Songkonstrukt mit dem unaussprechlichen Titel „Chalice (Vessel Consanguineous) VIII“ auf die Schnelle noch durch ein Solo zu Ende gebracht wird. Obschon sich eine grundsätzliche Eingängigkeit in Grenzen hält und mehr als verhalten auftritt, können dennoch einmal die melodischen Leads unheilvoll aufblitzen und so für kleine Überraschungsmomente sorgen. Hörbar ist das etwa in dem Opener oder dem vierten Track „Homunculus (Spirit Made Flesh) IX“. Harmonische Ansätze bilden insgesamt natürlich die Ausnahme. Die meisten Songs leben von derbem Old-School-Geflirre sowie vielen Tempo- und Rhythmuswechseln. Daneben dürfen kürzere Einlagen, beispielsweise der Dreiminüter „Altar (Unify in Carnage) V“, voll und ganz den schleichenden, sumpfigen Doom Death zelebrieren, bei dem John McEntees ultratiefe Grunz-Vocals besonders gut zur Geltung kommen.

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FAZIT: Wenn man über „Unholy Deification“, die neue Langrille der amerikanischen Old-School-Death-Metal-Institution INCANTATION, etwas Kritisches sagen möchte, dann, dass sie damit, ähnlich anderen Alben zuvor, vielleicht ein bisschen zu sehr auf Nummer sicher geht. Dem gegenüber wird man ob dieser stoischen Machart, Songs zu kreieren, auch in Zukunft noch wissen, was einen erwartet. Und das ist gutklassische Genre-Musik transatlantischer Provenienz.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2023

Tracklist

  1. Offerings (The Swarm) IV (3:49)
  2. Concordat (The Pact) I (4:39)
  3. Chalice (Vessel Consanguineous) VIII (3:47)
  4. Homunculus (Spirit Made Flesh) IX (4:37)
  5. Invocation (Chthonic Merge) X (2:52)
  6. Megaron (Sunken Chamber) VI (4:37)
  7. Convulse (Words of Power) III (4:33)
  8. Altar (Unify In Carnage) V (3:03)
  9. Exile (Defy The False) II (4:06)
  10. Circle (Eye of Ascension) VII (5:44)

Besetzung

  • Bass

    Chuck Sherwood

  • Gesang

    John McEntee

  • Gitarre

    John McEntee, Luke Shively

  • Schlagzeug

    Kyle Severn

Sonstiges

  • Label

    Relapse Records

  • Spieldauer

    41:49

  • Erscheinungsdatum

    25.08.2023

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