„Time Bomb“ ist Jan James zwölftes Album, und es bietet eine Mischung aus quirligem und gut abgehangenem, Laid Back-Blues Rock, garniert mit Soul und viel Pop-Appeal. Textlich gibt sich James kämpferisch („Time Bomb“), nachdenklich („Desperate Times“) und dezidiert politisch. Blood On Your Hands“ handelt vom Sturm aufs Capitol, jenem unsäglichen Angriff auf die Grundfesten der Demokratie zum Ende von Donald Trumps unseliger Präsidentschaft. Eine Frau mit Haltung, die ihre musikalischen Wurzeln genau kennt und mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält. Ganz stark:
„ You Got blood on your hands
You’re a filthy lyin’ beggar
You got no soul you got no place to go
Now your clown show is over
You’ve got blood on your hands
You and your two-bit loser squad
[…]
Now it’s too late for you the party’s over“
Stimmlich changiert die aus Michigan stammende und in Chicago lebende Jan James zwischen Bonnie Raitt, einer gut aufgelegten Janis Joplin und Chi Coltrane. Alle drei sind auch musikalisch nicht weit entfernt, am nächsten kommt wahrscheinlich die unterschätzte und in den letzten Jahren etwas verloren gegangene Coltrane.
Das Album beginnt mit dem schmissigen „Swingin In Sweet Sunshine“, worauf die Ballade „Stronger Now“ folgt. Der freundliche, agile Opener geht in Ordnung, aber zur Höchstform läuft James auf, wenn sie die Geschwindigkeit drosselt und sich eine deftige Portion Soul zum Blues gesellt. Dann kommen die Bläser blendend zur Geltung wie im mitreißenden Saxophon-Part auf dem Midtempo-Stück „Sometime Love’s Like That“. Aber auch Craig Calvert und Bob Long wissen Akzente zu setzen, Calvert kann’s gefühlig und mit Wucht, Long brilliert insbesondere an der Hammond Orgel, die der auch rhythmisch präsenten Musik eine warm glimmende Grundlage verleiht. Feines Album.
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FAZIT: „Time Bomb“ ist solider Blues Rock mit genügend Ecken, Kanten und herzerwärmenden Momenten, um zu keiner Zeit langweilig oder überflüssig zu werden. Die Musiker sind fähig, Jan James hat ihre Songs stimmlich im Griff und ist variabel genug, um sowohl fetzigere Stücke wie die zahlreichen Slow Songs zu tragen. Dass die Sängerin politisch Stellung bezieht, gibt Sympathiepunkte und eine Höchstwertung in der B-Note (Die Lyrics zum Album lassen sich auf James‘ Homepage finden). Ansonsten gilt: It’s only Rock’n’Roll but we like it.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2023
Craig Calvert, Bart Kamp
Jan James, Cherly Wilson, Joyce Faison
Craig Calvert
Bob Long, Jake Loomis
Jake Loomis
David Seman (harmonica), Brian Gephart (saxophone)
Blue Palace Records/Broken Silence
52:22
18.08.2023