Und wieder ein Künstler, der aus einer Krise kreative Kraft schöpft. In diesem Fall geht „Don’t Let Your Love Life Get You Down“ Evan Pattersons Scheidung von Emma Ruth Rundle voraus. Ein persönlicher Einschnitt der vielleicht auch den Blick des Musikers auf das Leben und seine persönliche Rolle in diesem neu arrangiert hat.
Denn das aktuelle Werk wirkt nicht nur sehr persönlich, sondern birgt auch Botschaften, die einen therapeutischen Charakter des Albums verdeutlichen: Wenn „Frieden durch die Akzeptanz der Veränderung eigener Lebensumstände zu finden ist“, so ist diese Botschaft zwar universell auf jedes Leben übertragbar, aber angesichts der Vorgeschichte zu diesem Album klingt eine solche Aussage vielmehr nach einer persönlichen Versöhnung.
Allerdings verfällt die Musik nicht in bloße Selbsttherapie, zumindest nicht auf Anhieb. Das Album wirkt eher wie eine Reise zu einem neuen Lebensabschnitt des Musikers, oder auch wie der vertonte Versuch ebendiese Reise zu verstehen. Die Songs mäandern vielfach hypnotisch, aber stets warm und hoffnungsvoll umher. Dabei wirkt es weniger so als ob die eigentlichen Songs das Ziel wären, als eher die Endprodukte einer inneren Neuausrichtung des Musikers.
Hier brennt ein inneres Feuer mit stoischer Intensität, ist nicht totzukriegen, sondern strahlt hypnotische Kräfte aus, die sich vielleicht nicht sofort zeigen, aber mit wachsendem Genuss immer eindringlicher werden.
Die Fülle an Emotionen, aber auch diversen Klangnuancen stellen sich immer dann ein, wenn dem bewussten Zuhören abgeschworen wird, um durch die Musik seinen Geist abdriften zu lassen. In diesem meditativen Zustand entfalten die emotionalen Weiten der Musik letztendlich ihre eindringlichste Wirkung.
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FAZIT: JAYE JAYLEs „Don’t Let Your Love Life Get You Down“ ist ein sehr persönliches, für Evan Patterson wohl auch unmittelbar einschneidendes Album geworden. Für den Hörer ist es in erster Linie eine klangliche Auszeit, die wahlweise an sehr dunkle Orte der eigenen Persönlichkeit führt, manchmal aber auch das Gegenteil bewirkt, denn wo Schatten ist, da ist immer auch Licht, es muss nur gefunden werden. Eine wertvolle Kernbotschaft hinter „Don’t Let Your Love Life Get You Down“.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2023
Todd Cook
Evan Patterson, Victoria Fisher, Will Oldham, Dane Waters
Evan Patterson
Evan Patterson, Corey Smith
Chris Maggio, Neal Argabright
Patrick Shiroishi (Saxofon), Jason Adams (Cello)
Pelagic Records
39:00
14.07.2023