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Karner: Berg Wocht

Stil: Black Metal

Cover: Karner: Berg Wocht

Mit ihrer knapp halbstündigen EP "Berg wocht" lassen KARNER nicht nur wegen dem darauf enthaltenen Cover eines norwegischen Klassikers aufhorchen. Die Black-Metal-Band aus Österreich bietet ihre melodisch fundierte Stilvariante mit Texten in heimischem Dialekt dar, setzt auf atmosphärische Zwischenspiele und traditionale Tonkunst, in der neben gehöriger Leidenschaft vor allem Melancholie und Wehmut mitzuschwingen scheinen.

Mit dem elfminütigen Titelsong an erster Stelle beginnt die EP eher unspektakulär: KARNER spielen melodischen Black Metal, der solide klingt, jedoch zunächst nicht sonderlich hervorsticht, dann allerdings langsam Fahrt in eigene Gewässer, pardon, ins Gebirge aufnimmt. Effekthascherei ist nicht das Ding von KARNER, die sich Zeit nehmen, um ihre Musik zu entfalten. Richtig spannend wird es erst, als nach über sechs Minuten ein Zwischenspiel mit Gewisper, Geläut und Gewitter das Tempo verschleppt und erst das garstige Gekeife eine musikalische Brücke zurück zum Schwarzmetall schlägt. Wie die Band die Nummer in den folgenden Minuten weiter entwickelt, ist hörenswert und hätte ich nach dem Auftakt nicht erwartet - Hut ab!

<i>Vom Horn zum Komm da Eiswind peitscht
Schneidat Schartn ins Fölsnkleid
Und tiaf im Innarn, unter Wurz und Gröll
vasteckt im Herzn: dos Tor zur Höll.

Da Totn Klog im Wiedaholl
Da Wurmbluatboch vom Berg zum Tol
Die Teiflsbruat, die Heidnburg
Hehnrausch und tiafa Foll</i>

"Am Gräbaföld" bringt es "nur" auf neun Minuten und es mangelt weder an Epik, noch an eingängigen Melodien, und der Gesang in Mundart lässt genauer hinhören... Der Sound der Bass Drum wirkt im ansonsten stimmungsvoll anmutenden Klangbild leider etwas künstlich, doch das fällt nicht zu stark ins Gewicht, denn der Song ist abwechslungsreich arrangiert und zieht vor allem dank der Performance des Lead-Gitarristen in seinen Bann.

<i>Fia Ruhm und Ehr, da Heachst Begehr
gibst voll Stolz dei Dosein her
Als Höld gekämpft, mit blacha Schneid
im Tod san olle Menschen gleich</i>

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Doch die größte Überraschung folgt erst noch: Dieser Keyboard-Klang, der tönt ja wie… ja, richtig: Als ob Varg Vikernes sich eines Besseren besonnen hätte! Bereits zu Beginn von "Jesus‘ Tod" wird deutlich, dass sich KARNER keineswegs sklavisch an die Original-Einspielung halten, sondern ihr eigene Facetten hinzufügen – und dabei geschickter anstellen als die allermeisten Bands, die beim Versuch, die Musik von Burzum nachzuspielen, einen eher ärmlichen Eindruck hinterlassen. Warum KARNER ausgerechnet bei dieser Cover-Version hörbar befreit aufspielen, sich etliche Freiheiten herausnehmen und diese auch noch bestens nutzen, weiß wohl nur die Band. Ich ziehe jedenfalls ein weiteres Mal meinen Hut vor dieser Darbietung, die mit Verve, garstiger Verausgabung beim "Gesang" und bemerkenswert geschmackvollem Klangbild besticht.

FAZIT: Es mutet erstaunlich an, dass KARNER diese EP bislang nur online veröffentlicht haben, obwohl "Berg wocht" qualitativ einer Vielzahl ähnlicher Aufnahmen wenigstens Paroli bietet wenn nicht sogar aussticht. Die Tatsache, dass KARNER vor allem mit ihrer Einspielung von "Jesu Død" auftrumpfen, spricht eher für als gegen die Band, denn wer einen solchen Klassiker so famos interpretiert, der hat zweifelsohne Black-Metal-Essenz verinnerlicht.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2023

Tracklist

  1. Berg Wocht
  2. Gräbaföld
  3. Jesus' Tod (Burzum-Cover)

Besetzung

  • Bass

    K.V.

  • Gesang

    BS.

  • Gitarre

    SP., M.K.

  • Schlagzeug

    L.P.

Sonstiges

  • Label

    Eigenveröffentlichung

  • Spieldauer

    29:40

  • Erscheinungsdatum

    07.04.2023

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