Hat nun ein Album-Titel, der „Love & Money“ heißt, eher was Romantisches oder Abschreckendes, Liebevolles oder Gieriges? Diese Kombination ist jedenfalls toxisch, erinnert gar an käufliche Liebe. Und dann lächelt uns vom LP-Cover auch noch die schwangere KATIE MELUA – inmitten eines Waldes stehend – an. Und ihr Text dazu, der als letzter Song das Album, welches doch tatsächlich in PETER GABRIELs Real World Studios aufgenommen wurde, abschließt, erzählt eine völlig andere Geschichte und wischt mit einem Handstreich alle bösen Gedanken fort. Doch dafür türmt er viele sehr traurige auf.
„Love & Money“ ist ein Album, das während der Schwangerschaft von KATIE MELUA entstand und viele Gedanken, die sich wohl ganz besonders eine werdende Mutter macht, enthält.
Zugleich ist es ein Album, das zu einem Zeitpunkt erscheint, als die Musikerin bereits junge Mutter ist – und auch darum klingt es sicher so intim und warm und liebevoll, aber auch traurig.
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In Zeiten, in denen gerade diese Eigenschaften immer wichtiger werden, während eiskalte Diktatoren im Hintergrund mit den Säbeln rasseln, Hass-Parolen verbreiten, Waffen von erzkatholischen Pfaffen segnen lassen und auf unschuldige Menschen Bomben werfen. Oft klingt „Love & Money“ wie die persönliche und zugleich musikalische Suche nach der Liebe in Zeiten voller Kälte und Unmenschlichkeit.
Und es schickt uns gleich mit dem ersten Song „Golden Records“ auf die falsche Fährte, denn hier werden keine güldenen Erfolge besungen, sondern der Umgang damit, nicht immer im Mittelpunkt zu stehen, sondern sich selbst treu zu bleiben, auch wenn man damit nicht die Aufmerksamkeit erhält, nach der so viele damals wie heute im Licht der Öffentlichkeit gieren.
Dazu verblüffen einen auch die vielen elektronischen Effekte (die beispielsweise nach knisternden Schallplatten klingen), welche man so von der Musikerin kaum gewohnt war.
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Trotzdem findet man im Grunde nichts wirklich Neues bei KATIE MELUA, deren Musik immer auf Harmonie setzt und deren Stimme etwas von Engeln hat, die entspannt zwischen allen Unruherden schweben und versuchen, mit einem Flügelschlag Ruhe einkehren zu lassen: „Sometimes I need to sit quietly all on my own / Speak with nobody and do nothing...“
Und natürlich liebt die nun junge Mutter noch immer die „Quiet Moves“, widmet diesen sogar einen Song, nach dem man genau solche Bewegungen nur für sich in Anwendung bringen kann. Man bewegt sich anfangs still dazu, bekommt aber trotzdem immer wieder die Möglichkeit, auszubrechen. Unter diesem Aspekt genau die richtige Musik, welche einen wortwörtlich und im doppelten Sinne bewegt.
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FAZIT: Wer den Namen der georgisch-britischen Musikerin KATIE MELUA hört, der weiß sicher heutzutage längst, was einen nach fast einem Vierteljahrhundert von dieser begnadeten Singer/Songwriterin mit einem Hang zur Melancholie erwartet: Songs voller Poesie und Harmonie, mal charmant, mal traurig, aber immer in die emotionale Tiefe gehend. „Love & Money“ ist ihr erstes Album, das sie als junge Mutter veröffentlicht und das während ihrer Schwangerschaft entstand, wovon auch das LP-Cover Auskunft gibt. Reif und abwechslungsreich, traumhaft und traurig, poetisch und erzählend – mal wieder alle Zutaten, die ein gutes Album besitzen muss.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2023
Sam Dixon, Tim Harries
Katie Melua
Chester Kamen, Kati Melua, Leo Abrahams, Petter Ericson Staake, Tim Harries, Zurab Melua
Leo Abrahams, Jeremy Warmsley, Martin Slattery
Chris Vatalaro, Alex Toff, Phil Wilkinson
Emma Smith (Geige), Tobias Kuhn (Flöte)
BMG
35:51
24.03.2023