Die Farbe Blau weckt diverse Assoziationen.
Die Weite des Himmels, Grenzenlosigkeit, aber auch Kälte und emotionale Distanz. Diese Pole sind auch die Eckpfeiler von „Im Blau“, auf dem KAUFMANN FRUST melancholischen Indie-Pop mit Synthwave-Vibes und einer gewissen thematischen Schwere verbinden.
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Im Titeltrack kommt sogar eine Tendenz gen Artrock hinzu und doch ist da immer ein nervöses Zucken in der Musik. Egal wie sanft und anheimelnd die Melodien oder der Gesang klingen, irgendwann fangen die Songs immer an, fiebrig zu vibrieren (allen voran der Titelrack).
Allerdings ist das vielleicht auch ein Knackpunkt dieses Albums.
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Denn so eingängig die Songs auch ausfallen, egal wie lebensnah die Texte dargeboten werden (u.a. „Die Gleichen“), die Geschichte wirkt relativ schnell auserzählt.
Das muss aber nicht zwingend ein Nachteil sein, denn im vorliegenden Fall liegt darin auch das Potenzial zum wiederholten Hörgenuss.
Ein paar kleine Ausreißer gibt’s aber doch. Da wäre u.a. das repetitive „Ozean“, das vor Melancholie geradezu trieft und gesanglich aufhorchen lässt, oder das schmerzliche „Blaue Lippen“. Hier trifft Wehmut auf einen Text zwischen Angst und Verzweiflung und Musik, die, obwohl sehr intim und minimalistisch gehalten, sofort und beständig aufzuwühlen weiß.
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In der inhaltlichen Dystopie von „Kinder“ findet sich dagegen auch immer der Ansatz von Hoffnung.
Zwar klingt die Musik relativ sperrig (die elektronischen Elemente), aber die Stimmung richtet den Blick doch wieder etwas mehr in Richtung Zukunft.
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FAZIT: Unterm Strich ist es gar nicht schlecht, dass der emotionale Kosmos von „Im Blau“ relativ eng gestrickt ist. Denn dadurch wirkt die Musik von KAUFMANN FRUST einerseits sehr persönlich, andererseits aber auch nicht ganz einfach nachvollziehbar. Schließlich muss Kunst nicht zwingend mit dem Verstand begriffen werden, manchmal reicht es aus, das Herz zu erreichen. Genug Potenzial dafür ist bei KAUFMANN FRUST auf alle Fälle vorhanden.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.05.2023
Florian Stepper, Oliver Hauber
Florian Stepper, Matthias Fuge, Oliver Hauber, Tobias Siebert, Ralv Milberg
Florian Stepper, Matthias Fuge, Oliver Hauber
Florian Stepper, Matthias Fuge, Oliver Hauber, Fabian Held, Tobias Siebert
Jan Breiter
Florian Stepper (Trompete), Jan Breiter (Glockenspiel), Matthias Fuge, Sarah Sauter (Klarinetten), Oliver Hauber (Mandoline)
My Favorite Chords/Broken Silence
44:44
05.05.2023