So gesehen wurde der australische Songwriter und prämierte 'Folk-Artist' KAURNA CRONIN geradezu in die Welt der Musik hineingeboren. Denn bereits als Kind reiste er im Schlepptau seiner Eltern von Festival zu Festival, wobei man ihn schon früh mit jener Art von Musik konfrontierte, die er heutzutage selber macht. Auch das Herumreisen stellte der junge Mann bis heute ins Zentrum seines Tuns. Seit er 2011 nach Europa reiste, auf den Straßen Berlin seine ersten Erfahrungen als Musiker sammelte und sein – zwischen Berlin und seiner Heimatstadt Adelaide entstandenes – erstes Album „Feathers“ veröffentlichte, ist er praktisch pausenlos auf Achse und hat in Australien und Europa im Laufe der Jahre hunderte von Konzerten gespielt und sich auf diese Weise eine treue Gefolgschaft aufgebaut.
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Cronins letztes Album „Harsh Light“ war noch eine durch die Pandemie-Wirren und Lockdowns erzwungene Kontemplation über die raue Schönheit von Landschaften und Kulturen, die er auf seinen vorhergehenden Reisen kennenlernte. Nunmehr, befreit von den Fesseln der Pandemie, kann sich der Musiker auf seinem neuen Album „Make Light“ wieder den persönlichen Aspekten der Existenz widmen, und diese von allen Seiten direkt beleuchten.
Auf dem Album geht es ihm um Folgendes: Die vielfältigen Facetten des Daseins zu erforschen und dabei gegebenenfalls zu erhellenden Erkenntnissen zu gelangen. „Ich wollte herausfinden, wie vielfältig unsere Erlebnisse durch ein Spektrum aus Licht und Schatten erscheinen können“, erklärt er in seiner aktuellen Bio den Titel des Albums, um schließlich unter dem Strich zu dem Schluss zu kommen, dass auch im Schatten oder der Dunkelheit das menschliche Bedürfnis nach Helligkeit und einer vertrauensvollen Beziehung zu anderen letztlich überwiegt.
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Oft im Dialog-Ton diskutiert er dabei in Songs wie „CON ARTIST“, „Shapes & Sizes“, „Childish Things“ oder „The Answer“ Beziehungen und Perspektiven, oft genug auch die Relativität von Betrachtungen sowie die Schlussfolgerungen, die daraus zu ziehen sind. Dabei kommt er etwa in „CON ARTIST“ zur Erkenntnis, sich zuweilen selbst zu betrügen oder in „The Answer“ dass es manchmal besser ist, die Antwort auf beängstigende Fragen nicht zu kennen. Er findet dann in „Is Everything Alright?“ heraus, dass es, auch wenn die Kerzen erloschen sind und keine Taschenlampe zur Hand ist, die Reflexion eines sternenklaren Himmels auf einem ruhigen See in einer klaren Nacht immer noch eine Lichtquelle sein kann. Dieses Bild findet sich abstrahiert ebenso auf dem Covermotiv wieder.
Trotz des melancholischen Charakters und der nachdenklichen Note der neuen Songs strahlt „Make Light“ eine überwiegend tröstliche, versöhnliche und hoffnungsvolle Stimmung aus – wobei der bereits angesprochene Dialogcharakter vieler Songs garantiert, dass sich KAURNA CRONIN keinesfalls als Prediger mit einem erhobenen Zeigefinger präsentiert, sondern als einer von vielen, der versucht, einen gangbaren Weg durch das Wirrwarr des Daseins – und sozusagen dann auch das Licht am Ende des Tunnels – zu finden. Ein klassischer Storyteller ist Cronin dabei schon länger nicht mehr. sondern eher ein Vermittler allgemeiner Ideen und Denkanstöße.
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Musikalisch entfernte sich KAURNA CRONIN schon lange von der reinen Folk-Lehre, derentwegen er in Australien gerade zu Beginn seiner Laufbahn gepriesen wurde. Früher war es ausschlaggebend, wie geschickt er seine Mundharmonika einsetzen konnte, um seine Akustik-Songs musikalisch aufzufächern. Natürlich kann er das heutzutage noch immer – belässt es aber schon längst nicht mehr darauf, selbst wenn die Basis seines Tuns immer noch erkennbar klassische Folksongs sind, wie es in Songs wie „Hold On You Me“ oder „Too Many Words For Us“, die auf dem Folk-Fundament (inkl. Mundharmonika) aufsetzend schnell in Richtung Folk-, Chamber- und Indie-Pop verzweigen, bestens zu hören ist.
FAZIT: „Make Light“ ist in Sachen Arrangements, Strukturierung und Instrumentierung sicherlich KAURNA CRONINs ambitioniertestes Album geworden. Obwohl viele der Songs darauf mit einem gewissen Sinn für Opulenz mit Streicher-Arrangements, Chören, E-Gitarren und Keyboards versehen wurden, wirkt die Sache niemals überladen, übertrieben bombastisch oder gar aufdringlich, denn da ist schon Cronins Fähigkeit vor, als Australier nicht zwingend auf US-amerikanische Klischees zurückgreifen zu müssen, sondern immer wieder mit ungewöhnlichen harmonischen und melodischen Ideen für interessante Akzente und Aufhorchen sorgen zu können. Sogar seine Fähigkeiten als Drummer stellt der australische Musiker auf diesem Album wieder eindrucksvoll unter Beweis. Sein Ziel, die Vielfalt allen Daseins zu beleuchten, hat er somit nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch in musikalischer Hinsicht erreicht.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2023
Kiah Gossner
Kaurna Cronin
Tom Kneebone, Kaurna Cronin
Matt Morison, Luka Küssner
Kaurna Cronin
Eigenproduktion
37:44
20.10.2023