Zwar kann man LAMBERTS Musik weitgehend der Berliner Schule zurechnen, doch orientiert er sich nicht an den ausufernden Kompositionen wie sie bereits in den Siebzigern entstanden und gerne auch heute wieder Raum greifen (u.a. bei den Künstlern des Manikin-Labels, SEQUENTIA LEGENDA, Michael Brückner und seinem Umfeld). LAMBERT bewegt sich lieber dort, wo TANGERINE DREAM, EDGAR FROESE Solo und JEAN-MICHEL JARRE in den Achtzigern und Neunzigern das elektronische Feld unsicher machten. Oder MICHAEL ROTHER, ein wenig früher.
Heißt, die Stücke sind zwischen zwei und achteinhalb Minuten kurz, oft rhythmisch akzentuiert und mit kleinen Side Effects aufgepeppt. Es wird mit grenzübergreifenden Elementen gespielt, einmal findet Gesang statt, manchmal plätschert es freundlich-kinderliedhaft dahin. Die Chill Out Zone ist im Bällchen-Bad. Geht in Ordnung, weil die kleinen musikalischen Preziosen Charme besitzen und anrührend sind. Flirrende Schmeicheleinheiten mit pulsierender Begleitung. Francis Lai hat so etwas in seinen besten Zeiten gut hingekriegt. LAMBERT steht dem wenig nach. So klingt „Cave World“ wie ein fiktionaler Soundtrackexzerpt zu einem (mittlerweile nicht mehr machbaren) fiktionalen “Billitis II“, vermischt mit einer Hommage an Jean-Michel Jarres „Oxygene“-Streifzüge.
Auf „Towards Truth“ finden sich elegische Gitarrenklänge, ein Ruhepol, den Horizont im Blick. „Runguar“ hingegen wartet mit mantraartigen Vocals auf. Da kaum Begleittext existiert, bleiben Inhalt und Sprache rätselhaft. Auf „Fading Memories“ gesellt sich Johannes Schmoelling zu LAMBERT. Wer wäre ein kongenialerer Begleiter als der ehemalige TANGERINE DREAM-Musiker, der Edgar Froese von 1980 bis 1985 begleitete. Das Stück ist ein Höhepunkt des Albums und vermittelt perfektes, beseeltes „Logos“-trifft-„Tangram“-Feeling. Etwas düsterer, verhangener und pastoraler klingt „Bon Courage“ aus. Steht dem Album sehr gut.
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FAZIT: „Bon Courage“ ist ein gehörig melodisches und nicht hochkomplexes Album. Von Miniaturen bis zu mittellangen Tracks begibt sich LAMBERT auf eine einnehmende, elektronische Reise, die zwar bisweilen ein bisschen sentimental vor sich hin blubbert, aber die Untiefen der Fahrstuhlmusik, in die unter anderem TANGERINE DREAM in den Neunzigern eintauchten, mit Geschick vermeidet. Ein enorm sympathisches Werk, perfekt zum Runterkommen, Relaxen und Loslassen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.10.2023
Lambert Ringlage, Johannes Schmoelling
Lambert Ringlage
Spheric Music
64:38
29.09.2023