Ob LATE NIGHT VENTURE mit „V: Bones Of The Extinct“ daran erinnern wollen, dass jedes Leben irgendwann endet, oder ob es sich hier um ein archäologisches Hobbyprojekt handelt, bei dem die Betreiber schlussendlich festgestellt haben, dass ihnen der Sinn doch eher nach Post-Metal anstatt nach Ausgrabungspinsel und Gesteinsieb steht, beantwortet die Musik nicht.
Wenn aber das Konzept zutrifft, dass sich die Songs mit dem nahenden Ende der Menschheit aufgrund ihrer Gier du Überheblichkeit gegenüber der Natur beschäftigen, dann sind die Musiker wohl eher keine Hobbyarchäologen. In dieser Hinsicht macht der schwere Post-Metal der Herren aber auch deutlich mehr Sinn, denn obwohl sich auch gerne filigrane Melodien in Stücken wie „Reappear“ oder „Hate Speech“ finden, sind es doch die dröhnenden Riffs und das derbe Klagegeschrei, die den markigsten Eindruck hinterlassen.
Da dem Album keine Texte beiliegen lässt sich der akustische Eindruck aber auch etwas unvoreingenommener erkunden. Hierbei wird deutlich, dass das schlichte Schwarz im Innensleeve der CD/LP wirklich gut zum Sound von „V: Bones Of The Extinct“ passt.
Die Songs bewegen sich überwiegend im schwer stampfenden Schneckenmodus und lassen wenig Raum für Licht.
„Mammut“ wird seinem Titel u.a. dahingehend gerecht, dass es die Riffgewalt der Gitarren mit der Kälte von Synthies verbindet. Über dieser Melange brüllt sich der Frontmann recht eintönig einen Wolf.
Was gedacht ein Makel sein könnte, wird bei LATE NIGHT VENTURE aber tatsächlich zu einer Stärke des Sounds. Denn den Stücken ist stets ein gewisser Schmerz zueigen, der durchaus nachvollziehbar erscheint, wenn das kollektive Ableben der eigenen Spezies besungen wird. Allerdings braucht das Material auf diesem Album eine ganze Weile, bis es zündet, was wohl daran liegt, dass die Texte zum Nachlesen fehlen und sich die durchaus relevanten Botschaften der Band beim konzentrierten Zuhören daher nur oberflächlich erfassen lassen.
Allerdings liegt die wahre Stärke dieses Albums eher in seiner zermürbenden Atmosphäre, denn…
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...FAZIT: „V: Bones Of Extinction“ hat das Potenzial, sich zu einer musikalischen Schlammlawine zu entwickeln. Langsam und schleppend, bedrohlich und unausweichlich, aber eben auch faszinierend, drückt der Sound aus den Boxen. Haben LATE NIGHT VENTURE damit ein Post-metallisches Novum an der Hand? Gewiss nicht! Aber das muss auch gar nicht sein, Genrefreunde kommen hier trotzdem auf ihre Kosten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2023
Trepanation Recordings
39:47
17.03.2023