<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/222b7184a0ba459d88938c76c394ee34" width="1" height="1" alt=""> Überraschung: LEGION OF THE DAMNED ist mit zweiten Gitarristen das Kunststück gelungen, sich selbst ein Stück weit neu zu erfinden, ohne einen Fußbreit von ihrem Stil abzurücken. Die seit 2005 existierenden niederländischen Veteranen (zählt man ihrer Zeit in den 1990ern unter dem Banner Occult mit) um die beiden Gründungsmitglieder Maurice Swinkels (Vocals) und Erik Fleuren (Schlagzeug) agieren neuerdings mit zweiter Klampfe und haben mit Fabian Verweij, der diese bedient, einen Glücksgriff gemacht.
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"The Poison Chalice" (LP Nummer 8) ist als Nachfolger von "Slaves of the Shadow Realms" (2019) ein mindestens halber Quantensprung im Vergleich dazu. Frontmann Maurice Swinkels bleibt dabei die hypothetische Schwachstelle der Band, weil seine gesanglichen Ausdrucksmöglichkeiten doch sehr beschränkt sind - hypothetisch aber eben, weil man ihn nach all den Jahren kennt und entweder schätzt oder eben nicht. LEGION OF THE DAMNEDs ureigener Mix aus Death und Thrash - heuer strenger denn je gewürzt mit großzügigen Black-Metal-Elementen (´Skulls Adorn the Traitor’s Gate´, ´Retaliation´, das monströs eingängige Glanzlicht des Albums) - lässt aber zumindest bei diesem Hörer zum ersten Mal keine Wünsche offen.
Vorbei sind die Zeiten fraglos guter aneinandergehängter Riffs, die selten in zeitlosen Songs resultierten. "The Poison Chalice" trifft über weite Strecken ins Schwarze - sei es mit dem walzenden ´Progressive Destructor´ oder in Form des Uptempo-Thrashers ´Savage Intent´ mit einem unterschwelligen Swing, der Fleuren als Drummer adelt. In jeder Situation stimmen die bislang charakteristischen Stakkato-Riffs , aber halt auch zahlreiche Lead- und Soloparts, die von Geschmack und Rafinesse zeugen, vor allem aber noch nie in dieser Dichte und Effektivität bei der Band zu hören waren.
Für die neue Vielseitigkeit der Gruppe stehen speziell zwei Nummern, der schier epische Opener ´Saints in Torment´ mit seiner packenden Steigerung zum Ende hin und das majestätische ´Beheading of the Godhead´, dessen Betonung auf einer abgründigen Atmosphäre ein Novum für das nunmehrige Quintett darstellt. Die dramatischen Höhepunkte ´Contamination´ und ´Chimes of Flagellation´, sowie das fast siebenminütige, für LEGION OF THE DAMNEDs Verhältnisse weitläufige ´Behold the Beyond´ runden das bisher beste LEGION OF THE DAMNED-Album stimmig ab… aggressiv direkt und trotzdem nicht stumpf auf die Zwölf.
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FAZIT: Mit endlich zwei Gitarristen schöpfen LEGION OF THE DAMNED ihr volles Potenzial aus. "The Poison Chalice" ist so böse, wie es die Band im weiten Death-Thrash-Zirkus immer war, jedoch auch und gerade ein überdurchschnittlich musikalisches und dynamisches Stück Metal, das - Premiere für die Band - das Zeug zum einem Dauerbrenner hat.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.05.2023
Harold Gielen
Maurice Swinkels
Twan Van Geel, Fabian Verweij
Erik Fleuren
Napalm / SPV
47:50
09.06.2023