Musik ist Therapie. Musik ist Selbsterklärung und Musik ist eine Reaktion. Eine Reaktion auf gegebene Umstände, auf die eigenen Gedanken und Gefühle. So wenig neu diese Tatsachen sind, so sehr treffen sie auch auf „Kein Moment, der mir noch bleibt“ zu. LEON MUCKE liefert hier ein introvertiertes Debüt voller Selbstreflektion ab.
Mucke klingt hierbei angenehm authentisch und nahbar, bewegt sich stilistisch im breiteren Feld der Populär-Musik, wobei Instrumente wie ein Klavier genauso wichtig sind, wie die Gitarre im nackten Akustik-Gewand. Ein paar verzerrte Töne bleiben trotzdem nicht aus.
Dabei erzählt LEON MUCKE mal von existenziellen Dingen wie der Liebe („Revidieren“), trifft in Stücken wie „Rauch & Nebel“ aber auch deutlich pessimistischere Töne. Obwohl die Musik, nicht nur in diesem Stück, von angenehmen Melodien und gefälligen Rhythmen lebt, wirkt speziell dieser Song wie die Beschreibung eines dissoziativen Zustandes, oder auch die Dokumentation der Gefühle die eine Angststörung mit sich bringen kann.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/I-0zchCYnGM?si=HlgOlJL3ja7crRmF" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Aber LEON MUCKE ist keineswegs ein Schwarzmaler.
„Wir sehen uns da“ erzählt zwar auch von dunkeln Gedanken, hat aber ebenso die Lösung für solche Probleme parat: Es geht darum sich zu begegnen und sich auf andere Menschen einzulassen, die helfende Hand nicht wegzuschlagen. Da passt auch der lockere Groove mitsamt manch spacigen Synthesizer-Ausflügen gut ins Bild.
Und auch wenn der Musiker im Abschluss „Dumbledore“ feststellt, dass er nicht zaubern kann, die Zeit kaum zurückdrehen wird, wirkt dieses Stück doch versöhnlich. Zu den Klängen von Akustikgitarre und Klavier besingt LEON MUCKE das Auf und Ab der Liebe, wodurch das Album einen ebenso authentischen wie entspannten Abschluss findet.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/CddlpwVoxt8?si=TdWNoECCUWbDHoHD" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: LEON MUCKE hat zwar irgendwo auch ein Faible für Art-Noir, aber unterm Strich klingt „Kein Moment, der mir noch bleibt“ nicht nach der totalen Existenzkrise. Vielmehr könnte dieses Album auch eine Art Tagebuch darstellen, mit dessen Hilfe der Künstler sein Leben zu verstehen versucht. Dass das nicht immer nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt, ist daher nur logisch. Aber es gibt sie, die Momente von innerem Frieden. Wenn sie auch ein wenig Zeit brauchen, um in Erscheinung zu treten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.11.2023
Eigenproduktion
32:06
13.10.2023