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Listentojules: Kaleidoscope

Stil: Soul, R&B, Jazz, Singer/Songwriter

Cover: Listentojules: Kaleidoscope

Ob es wirklich eine gute Idee ist, sich als Musikerin den zusammengeschriebenen Bandnamen LISTENTOJULES zu verpassen, bleibt hier dahingestellt. Besonders klug klingt diese Entscheidung von Julia Nagele (Jules) jedenfalls nicht, denn als erstes denkt man natürlich, dass wir es hier mit einem männlichen Musiker bzw. Sänger zu tun bekommen und als zweites fragt man sich, ob der weiß, dass es auf der Tastatur tatsächlich auch Freizeichen gibt.
Jedenfalls tut die gute Julia neben ihrer Musik alles dafür, sich für die Umwelt (Die gesamte Albumproduktion wurde ökologisch nachhaltig durch eine klimaneutrale und schadstofffreie plant-based Vinyl-Produktion verwirklicht!) und die Gleichberechtigung (ehrenamtliche Tätigkeit bei 'Music Declares Emergency' und im Committee für Geschlechtergleichstellung in der Musikbranche) einzusetzen, wofür sie absolute Hochachtung verdient.

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Da passt dieser Name schon eher, auch wenn die Grammatik von ihr nicht als hehres Ziel angesehen zu werden scheint. Zum Glück kann man eben in der englischen Sprache verdammt schlecht gendern und ein grammatisches Geschlecht mit einem biologischen gleichsetzen sowie mit Sternchen, Doppelstrichen & -punkten, Pünktchen, Unterstrichen und Weiß-was-noch-alles versehen. Vielleicht nimmt sich demnächst auch noch wer/wer*in musikalische Noten gendernd vor (allerdings in umgekehrte Richtung), indem er/sie alle Partituren umschreibt, weil die Noten nur weiblich sind und diese unbedingt einen Noterich als gleichberechtigten Partner benötigen? Dafür bekommt dann aber auch der Notenschlüssel eine Notenschlüsselin dazu...

Was allerdings – Geschlecht hin oder her – der Musik von LISTENTOJULES mit Leib und Seele innewohnt, wird bereits auf einem der Songs ihres aktuellen Albums klargestellt – ein unglaublicher Move, genauso eben wie in „Movin' On“, einem Song, der dazu auffordert, sich zu überwinden und seine Selbstzweifel sowie Ängste abzulegen.

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LISTENJOULS ist absolut zurecht seit 2018 eine ziemlich erfolgreiche Musikerin, weil die Mannheimerin einerseits durch ihre sanfte Stimme genau wie die ebenso sanfte, aber nicht langweilige oder einschläfernde, Musik als Kombination aus Soul und Jazz sowie einem starken Groove überzeugt, die dem gewählten Album-Titel „Kaleidoscope“ (ein Spielzeug, das einem Fernrohr gleicht und in dem sich bunte Glas-Steinchen sowie Spiegel befinden, die sich, hält man es ins Licht und dreht es, immer wieder neue, kunterbunt leuchtende Farbbilder reflektierend darstellt) doch tatsächlich entspricht. Sie ist bunt und schön und entspannend sowie extrem farbenfroh, die Musik auf „Kaleidoscope“.
Dunkle, bedrückende Töne gibt es aber auch zu entdecken. Da leuchtet dann nichts, sondern die Melancholie begibt sich auf die Reise durch einen finsteren Tunnel, in der Hoffnung, dass am Ende das Licht erscheint, in dem das Kaleidoskop dann wieder seine bunten Farbspiele verbreiten kann.

Aber auch wenn die Sängerin sich eine Duett-Partnerin oder Partner sucht – in diesem Falle mit Becky und Hanna Sikasa sowie Joy Bogat und Pola gleich vier – wird die Wirkung ihrer so schon sehr gelungenen Songs noch verstärkt. Bestes Beispiel hierfür ist das erste Duett auf dem Album, in dem sich POLA, der sonst auch im Hintergrund singt, mit seiner tief-warmen Stimme als idealer Partner erweist.

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Noch dazu sorgen Blechbläser und Chor für eine rundum positive Grundstimmung, welche durch den Text noch betont wird, der einerseits wohl ein Kind unmittelbar nach dessen Geburt herzlich willkommen heißt und andererseits den Wunsch ausdrückt, sein inneres Kind auf ewig zu bewahren. Ein wahres Liebeslied an sich und seine Kindheit, dem dann mit „Your Eyes“ gleich das nächste Liebeslied – diesmal voller Retro-Charme folgt.

Nicht nur der vordergründige Gesang ist es, der auf „Kaleidoscope“ rundum überzeugt, sondern auch der herrliche, breit gefächerte weibliche und männliche Hintergrundgesang im besten Motown-Style, der begeistert und der Stimmung den passenden Drive und das Gefühl von Optimismus verleiht. Perfekt aufeinander abgestimmte Stimmen – heutzutage fast eine Seltenheit, da viele Musiker sich vordergründig nur auf ihre eigene Stimme verlassen – nicht so LISTENTOJULES, deren Musik auf „Kaleidoscope“ locker in eine Reihe mit solch großen Musikerinnen wie NORAH JONES oder KATIE MELUA und CORINNE BAILEY RAE gestellt werden darf.

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Auch „Searchin'“ ist in diesem Sinne ein passender und bedrückender Titel zugleich, in dem sich die pandemischen Erinnerungen an Schmerz und Isolation sowie eine Welt im permanenten Krisenmodus entladen: „Brains have been aching, thoughts have been cruel / Pain (blood) has painted bodies breaking but will never rule / My world“. Auch hierzu gibt’s neben dem Jules-Gesang noch von JOY BOGAT gesprochene Passagen, welche die Gegensätzlichkeiten zwischen Distanz und Nähe, Für und Wider widerspiegeln. Aufgenommen ausschließlich auf Vintage-Instrumenten schwebt der Song zugleich durch ein Sixies-Soul-Universum und besitzt einen geheimnisvollen Groove.

Eine Erfahrung, die uns während des Hörens der ebenfalls schönen gelbfarbenen Vinyl-LP immer wieder begegnet – so gesehen schwarzer Soul auf gelber Platte. Dunkler Klang auf hellem Grund!

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FAZIT: Sie ist tatsächlich ein wahrhaftes „Kaleidoscope“, die von Soul und Jazz geprägte Musik hinter LISTENTOJULES, bei der die Mannheimer Musikerin Julia Nagele (Jules) mit ihrer sanft-warmen Stimme und ihre Band leidenschaftlich ihren Hang zum Motown-Soul sowie zarten Bar-Jazz-Referenzen verwirklichen, wobei zudem eine ausgezeichnete Produktion der LP, die noch dazu unter streng ökologischen, die Natur schützenden Bedingungen hergestellt wurde, und bewegende (oft optimistisch stimmende) Texte den gelungenen Gesamteindruck bestätigen. LISTENTOJULES ist so Aufforderung und Genuss und Achtung der Natur zugleich.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.07.2023

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (19:44):
  2. Kaleidoscope (4:11)
  3. Movin' On (4:05)
  4. Hello (feat. Pola) (3:34)
  5. Your Eyes (4:28)
  6. Searchin' (feat. Joy Bogat) (3:26)
  7. <b>Seite B</b> (19:57):
  8. White Wall (feat. Becky Sikasa) (3:45)
  9. Tree Song (3:55)
  10. Oh Little Girl (3:38)
  11. The Dark (feat. Hanna Sikasa) (4:41)
  12. It's Raining (3:58)

Besetzung

  • Bass

    Adrian Bauer

  • Gesang

    Jules, Hanna Sikasa, Becky Sikasa, Alessandro Pola, Joy Bogat

  • Gitarre

    Florin Küppers, Jules

  • Keys

    Konrad Hinsken

  • Schlagzeug

    Julian Losigkeit

  • Sonstiges

    Julian Maier-Hauff (Hörner)

Sonstiges

  • Label

    Jazzhouse Records

  • Spieldauer

    39:41

  • Erscheinungsdatum

    30.06.2023

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