Worte wie „brutal“ und „hart“ klingen im Zusammenhang mit einer Band, die sich LOVE MACHINE nennt und recht eingängigen Psych-Rock mit allerlei krautigen Auswüchsen spielt, doch sehr überzogen. Mag ja sein, dass „Alles OK“ verglichen mit seinen Vorgängern etwas drängender klingt, aber hart und brutal ist hier nix.
Das wäre aber auch ein Fehlgriff, denn das psychedelisch verdrogte Soundgemisch ist eher was für die Welt umarmende Hippies, als für faustkämpferisch veranlagte Zeitgenossen. Allerdings schrubben die Musiker auch gerne hemmungslos auf ihren Gitarren herum (u.a. „Ray-Ban aus dem Internet“) oder drängen ungestüm und mit hysterischer Attitüde nach vorne („Fun“).
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Das Ganze klingt immer wieder wie ein vertonter LSD-Trip, der mal in freudiger Positivität übersprudelt und kurz darauf in melancholischem (Selbst-)Mitleid versinkt („Besonderes Exemplar“).
Aber die trüben Momente sind doch eher rar gesät, denn der allgegenwärtige Konsum von flüssiger Nahrung mit Vernebelungspotenzial (z.B. „A Go Go“) macht die Negativität doch relativ schnell vergessen.
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Wobei das aufgekratzte „Besonderes Exemplar“ sehr schnell von freudvollem Spaß zur Identitätskrise wird. Da wird der besungene Grog dann doch eher zur Nebelkerze für den eigenen Verstand, als dass er den Moment versüßt.
Musikalisch wie textlich tänzeln LOVE MACHINE stets auf einem feinen Drahtseil zwischen Anstrengung und spaciger Dudelei und einer spannenden, weil unvorhersehbaren Mischung aus Sturm-und-Drang-Attitüde und lethargischer Melancholie.
Dass das auch immer mal anstrengt liegt in der Natur der Sache.
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FAZIT: LOVE MACHINE erwecken den Eindruck von Hippies in einer Identitätskrise, die ihren inneren Zwiespalt in Musik kanalisieren müssen. Dadurch klingt „Alles OK“ sowohl zwanghaft als auch kathartisch. Manchmal wirkt dieses Album grotesk, dann wieder feinsinnig und aufgeweckt, aber auch ironisch und zweifelnd. Insofern geht dieses Werk als thematischer Rundumschlag durch, der musikalisch interessant, aber sicher nichts für jeden ist.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.02.2023
Richard Eisenach
Marcel Maurice Rösche
Hendrik Siems, Felix Wursthorn
Richard Eisenach, Hendrik Siems, Felix Wursthorn, Jan Lammert
Noel Lardon
Moritz Schuster (Saxofon), Nikra (Hintergrundgesang)
UNIQUE Records
39:53
28.10.2022