Was für den Einen purer Krach ist, ist dem Zweiten ein Ohrenschmaus und der Dritte wundert sich, warum das als Musik bezeichnet wird. Jazz ist z.B. so eine Spielart, die viel Raum für Diskussion über das Für und Wider von instrumentaler Technik und emotionalen Triggerpunkten birgt (Black Metal übrigens auch, das aber nur am Rande…). Damit ist der Bogen zu MAGNIFY THE SOUND und „Don’t Give Us That Face“ gespannt.
Warum?
Weil diese Norweger unkonventionelle Wege gehen und keine Musik im klassischen Sinn fabrizieren. Vielmehr ist dieses Album eine einzige Improvisation von stetig an- und abschwellenden Soundscapes und Rhythmen.
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Melodien im herkömmlichen Sinn oder regelmäßige Grooves sind nirgends zu finden und auch eine offensichtliche Struktur lässt lange auf sich warten. Vieles auf diesem Album klingt frei improvisiert, wirkt wie ein Experiment, das relativ spontan im Studio entstand, anstatt einem vorgefertigten Plan zu folgen.
Daraus ergeben sich mitunter sphärische Klangwelten zwischen Brummen, Rauschen, Rascheln und manch zaghaftem Vibrieren, das einer Melodie gleicht. Das ist ohne Frage interessant und auch bemerkenswert visuell angelegt, aber genau das ist auch das Problem dieses Albums. Denn ohne die Musiker bei ihrer Tätigkeit zu sehen, geht fast das gesamte Potenzial, das in dieser Art Musik liegt, verloren. Der unmittelbare Energieaustausch, den „Don’t Give Us That Face“ ohne Zweifel vertont, wird nur marginal erkennbar und das Gefühl dieser Energie bleibt leider auf der Strecke.
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FAZIT: MAGNIFY THE SOUND verfolgen mit ihrem improvisierten Charakter einige spannende Ansätze und kreieren auch auf „Don’t Give Us That Face“ ein vages Bild davon, wie sich der Energieaustausch (Musik ist hier ein großes Wort) zwischen den beteiligten Instrumentalisten anfühlt bzw. wie er klingt. Das Problem ist, dass dieses Zusammenspiel sehr visuell angelegt ist, womit der Löwenanteil des möglichen Gefühls in diesem Projekt leider auf der Strecke bleibt. Interessant ist dieses Duo allemal, allerdings sollten potenzielle Hörer keine Musik im klassischen Sinn erwarten und Zeit und Geduld mitbringen, um sich auf die klanglichen Improvisationen einzulassen.
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Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.05.2023
Trond Engum
Trond Engum
Carl Haakon Waadeland
Crispin Glover Records
40:40
21.04.2023