<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/5467b27b2e9b4e69aa0a0a592e541902" width="1" height="1" alt=""> Gleich vorneweg und im Widerspruch zu dem, was man andernorts mehrheitlich liest: Das neue Marduk-Album ist keine Offenbarung und enttäuscht fünf Jahre nach der soliden LP "Viktoria". Mit "Memento Mori" arbeitet sich die Band unter inhaltlichen Gesichtspunkten in ähnlicher Weise wie auf dem Vorgänger an einem ihrer im Grunde nur zwei Lieblingsthemen ab - dem Tod -, während sie auf der musikalischen Ebene mit der Mehrheit der neuen Songs zu "Panzer Division Marduk" (1999) zurückgehen.
Letzteres bedeutet Knüppel aus dem Sack, und zwar beinahe durchgängig, wenn man von mehr oder weniger stimmungsvollen (nervigen) Geräuschpassagen zwischen und in den einzelnen Tracks absieht. Die zähe Vorab-Auskopplung 'Shovel Beats Sceptre' und das mit subtil sinfonischer Hintergrundkulisse dahinkriechende Finale 'As We Are' bilden verhältnismäßige Ruhepole, hinzu kommen noch einigermaßen atmosphärische Midtempo-Parts im Titelstück.
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Der Knackpunkt bei alledem ist indes der Umstand, dass die Riffs im Einzelnen selten ausgesprochen gut sind und sich die Songstrukturen generell leicht durchschauen lassen respektive ungefähr ab der Halbzeit mit dem schief melodischen 'Charlatan' rasch abnutzen. Wenn man kompromisslose akustische Hässlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat wie die Schweden, muss der daraus entstehende Terror umso inspirierter wirken, und diesen Eindruck vermittelt "Memento Mori" einfach nicht.
Vielmehr wirkt die Platte über weite Strecken uninspiriert, gerade im Vergleich zu den konzeptionell ähnlich ausgerichteten Highlights "Wormwood" (2009) und "La Grande Danse Macabre" (2001). Den für MARDUK geltenden Qualitätsstandard hält eigentlich nur Frontmann Mortuus, der sich mit seiner garstigen Performance abermals als eine der intensivsten Stimmen im extremen Metal bewährt, während Producer und Bass-Rückkehrer Devo Andersson beseeltere Linien vom Stapel lässt als Bandleader Morgan Steinmeyer Hakansson an der Gitarre.
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Bloß ist Black Metal blöderweise in erster Linie Gitarrenmusik, und in diesem Zusammenhang agieren MARDUK 2023 für ihr bisheriges Niveau allenthalben im gehobenen Mittelfeld, auch wenn Drummer Simon Schillings im besten Sinn verheerende Leistung wieder ein Spektakel darstellt.
FAZIT: Die besten Momente von "Memento Mori" hätten eine spritzige EP ergeben (derer MARDUK schon so einige veröffentlicht haben), doch als Album mutet das aktuelle Material der Veteranen erschreckend ideenlos an - als hätten die Musiker eine Handvoll gut durchdachter Einfälle mit beliebigem Haudrauf aufgefüllt. Wären da nicht die markanten Vocals, man könnte die 15. Studioproduktion der Gruppe für das Werk einer beliebigen Black-Metal-Kapelle niederen Ranges halten.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2023
Devo Andersson
Daniel "Mortuus" Rostèn
Morgan Steinmeyer Hakansson
Simon Schilling
Century Media / Sony
41:58
01.09.2023