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Nebelkrähe: ephemer

Stil: Atmospheric Black Metal

Cover: Nebelkrähe: ephemer

Da Black Metal in seinen Ursprüngen stets Grenzen sprengen wollte, ist es umso interessanter Bands zu entdecken, die das in ihrem eigenen Subgenre auch versuchen. Nach zehn Jahren Sendepause stehen NEBELKRÄHE nun mit „ephemer“ in den Startlöchern.
Der Titel bedeutet sinngemäß sowas wie „flüchtig“ oder auch „leicht vergänglich“, was die allgegenwärtige Melancholie in der Musik teilweise schon mal erklärt. Thematisch befassen sich die Münchner mit geplatzten Träumen, die an der greifbaren Realität scheitern.

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Dabei erweitert die Band ihre klassisch schwarzmetallische Basis u.a. mit Instrumenten wie Cello, Akkordeon, allerlei Blasinstrumente oder ein Hackbrett. In Verbindung mit der stets präsenten Melancholie in den Texten, wirkt „ephemer“ dadurch wie ein Seiltanz zwischen widersprüchlichen Emotionen.
Denn obwohl eine gewisse Kälte durchaus vorhanden ist, erwecken die Stücke vielfach eher den Eindruck von „Tagebuch-Poesie“. Soll heißen: In vielen Texten finden sich, trotz poetischer Sprache, allerlei Bezüge zu persönlichen Empfindungen und alltäglichen Erfahrungen.
So könnte sich ein Stück wie „Tumult auf Claim Abendland“ u.a. um Themen wie das Leben unter fremder Besatzung drehen, trägt aber auch Züge einer Geschichte über die Suche nach individuellem Ausdruck und persönlicher Freiheit per se in sich.

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Nummern wie der Titeltrack oder „Dornbusch (Im Norden kein Westen)“ wirken wie Erklärungsversuche einer persönlichen Sehnsucht, wobei speziell das Titelstück „ephemer“ einen melancholischen Touch mitbringt, der die Thematik durchaus bedrückend wirken lässt.
Insgesamt gelingt es den Musikern, ihre Songs stets mit der passenden Stimmung zu versehen, wobei sie immer ein wenig auf der feinen Kante zwischen Kitsch und Herzensangelegenheit tänzeln. Allerdings muss das eine das andere nicht ausschließen, im Gegenteil: Als Gesamtwerk begriffen ist „ephemer“ ein Album, in das es sich einzutauchen, zuzuhören und die Texte zu studieren lohnt, wodurch der vielseitige Charakter der Musik mit jedem Durchlauf mehr wirkt.

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FAZIT: In gewisser Weise könnte „ephemer“ auch als musikalisches Äquivalent zu einem Hörspiel durchgehen. Die Stimmung ist zusammenhängend, lässt aber viel Raum für Wendungen und Details. Diese Details sind im vorliegenden Fall in erster Linie instrumentaler Natur, lassen sich beim eingehenden Studium der Texte aber auch dort finden. Dadurch wirken NEBELKRÄHE auf ihrem aktuellen Album zwar bewusst kopflastig, weswegen die Musik vielleicht etwas Zeit benötigt, um zur vollen Größe zu reifen. Aber letzten Endes bringt dieser Umstand auch das Potenzial zum wiederholten Hörgenuss mit. Interessant.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.10.2023

Tracklist

  1. Tumult auf Claim Abendland
  2. Nielandsmann
  3. ephemer
  4. Dornbusch (Im Norden kein Westen)
  5. Über Menschen unter Tage
  6. Kranichträume
  7. Die Strandbar von Scheria

Besetzung

  • Bass

    Kar, Nys

  • Gesang

    umbrA, Noise, sG, Tina Werner

  • Gitarre

    Morg, Miserere

  • Keys

    umbrA

  • Schlagzeug

    Latodectrus

  • Sonstiges

    umbrA (Akkordeon), Patrick Baumann (Cello), Simon Bruckbauer (Trompete), Markus Stock (Hackbrett), Thorsten Schröder (Horn), Torben Schütt (Posaune), Simon Stusak (Saxofon), Sinan Yarar (Mundharmonika)

Sonstiges

  • Label

    Crawling Chaos Records

  • Spieldauer

    50:28

  • Erscheinungsdatum

    27.10.2023

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