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Neuronium: The Harvest Years – Quasar 2C361 & Vuelo Quimico

Stil: Elektronische Musik, Krautrock

Cover: Neuronium: The Harvest Years – Quasar 2C361 & Vuelo Quimico

Da rüttelten doch tatsächlich Mitte der 70er-Jahre ein Belgier und zwei Spanier lautstark an den Türen der 'Berliner Schule', die wohl erfolgreichste deutsche Bewegung krautiger, kosmischer elektronischer Musik von ASHRA über KLAUS SCHULZE und TANGERINE DREAM bis hin zu MANUEL GÖTTSCHING und POPUL VUH, obwohl sie gar nicht aus dem krautigen Old-Germany kamen.
Doch das war den dreien völlig schnuppe, weswegen sie als NEURONIUM der 'Berliner Schule' alle europäischen Türen aufstießen und dabei sogar mit NICO und später VANGELIS gemeinsame Sache machten.

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Nachdem erst vor ein paar Monaten bei MIG music das großartige <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Neuronium--Vangelis/In-London--Platinum-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">„NEURONIUM & VANGELIS In London“</a> als CD mit dem Untertitel „Legendär und einzigartig“ veröffentlicht wurde, wird nun mit der Doppel-CD „The Harvest Years – Quasar 2C361 & Vuelo Quimico“ das legendäre, einzigartige Musikzeitalter von NEURONIUM fortgesetzt, welches die beiden einzigen Alben von ihnen bei diesem sich speziell auf den Progressive Rock spezialisiertem EMI-Label herausbringt.

NEURONIUM, die einerseits durch die beeindruckende Zusammenarbeit mit VANGELIS und andererseits durch ihren Vertrag bei dem Harvest-Records-Label, welches EMI speziell für Progressive-Rock-Bands wie PINK FLOYD, DEEP PURPLE, ELO usw. geschaffen hatte, ihren Ritterschlag im breit gefächerten Universum aller 'kosmischen Pioniere' erhielten, begannen in den Mitt-Siebzigern als ein Elektronik-Trio, das unter der Federführung des Belgiers Michael Huygen und des Spaniers Carlos Guirao agierte und überdeutliche 'Berliner Schule'-Parallelen zu den in der gleichen Zeit der 70er-Jahre-Ära entstandenen Werken von KLAUS SCHULZE, ASH RA TEMPEL und TANGERINE DREAM aufwiesen.
Wie nah NEURONIUM in elektromusikalischer Summe gerade an diesen drei deutschen Electronic-Krauts waren und zudem ihre eigene Musik noch mit deutlich weltmusikalischeren Aspekten aufhübschten, beweisen diese beiden 1977 und 1978 erschienenen Alben, die – typisch MIG music – mal wieder sehr liebevoll klanglich restauriert wurden und für jeden Hörer unter Kopfhörern oder vor einer hochwertigen Anlage zum Hörgenuss werden.

Schon der Einstieg in ihr erstes Album mit dem fast 27 Minuten langen Titelstück „Quasar 2C362“ weckt mehr als überdeutliche Parallelen zu Tangerine Dream und Klaus Schulze, so als würden die belgisch-spanischen Musiker eine spannende Kombination aus den rhythmischer orientierten Dream-Klängen (beispielsweise „Tangram“) und den flächigeren Schulze-Synthie-Schwebereien anstreben, die ihnen hervorragend gelingt.

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Besonders 'ohral' schmackhaft sind hier die feinen akustischen (Gitarre, Flöte…) und weltmusikalisch anmutenden Beigaben, die der Musik von NEURONIUM eine spezielle Note verleihen und sie etwas von den deutschen Elektronikern absetzt.

Ihr zweites Album „Vuelo Quimico“ widmen NEURONIUM nachträglich der großartigen, längst legendären, bereits 1988 verstorbenen Schauspielerin und Sängerin NICO. Das hat einen guten Grund, denn nicht nur mit VELVET UNDERGROUND (1967) oder KEVIN AYERS, JOHN CALE & BRIAN ENO (1974) arbeitete die weibliche Ikone des Punk, Wave, Gothic, Rock und Pop musikalisch neben ihren umfangreichen Solo-Aktivitäten zusammen, sondern – was garantiert viele nicht wissen oder überhaupt zu ahnen wagten – auch mit NEURONIUM, auf deren 14 Minuten langem, extrem finsterem (etwas an TANGERINE DREAMs „Atem“ erinnernden) Titelstück sie sang/sprach – und zwar Texte, deren Inspirationen von E.A. POE kamen.
So lesen wir nun im 12-seitigen Booklet der Doppel-CD die Widmung: „In Erinnerung, du lebst immer in unseren Gedanken fort… Vielen Dank, NICO, du verzaubertest uns mit deiner Magie.“

Doch nicht nur NICO wird Freunde guter Musik verzaubern, sondern auch „The Harvest Years“ von NEURONIUM, welche inmitten der 'Berliner Schule' ihren ganz eigenen elektronischen Kräutergarten anlegen und damit ihren Lehrmeistern in nichts nachstehen.

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FAZIT: NEURONIUM hatten sich Mitte der 70er-Jahre als Quintett (Percussionist, Bassist, Gitarrist und zwei Synthie-Zauberer) gegründet, dann als Quartett ihren musikalischen Weg fortgesetzt und zuletzt als Trio (zwei spanische und ein belgischer Musiker) neben der 'Kosmischen Musik' deutlich auch dem Progressive Rock zugewandt und insgesamt zwei Alben bei dem legendären Prog-Label Harvest Records veröffentlicht. Unverkennbar sind hierbei die Einflüsse der Kosmischen Pioniere KLAUS SCHULZE und TANGERINE DREAM. Die beiden NEURONIUM-Alben gibt es nun auf diesem CD-Doppeldecker, klanglich restauriert und großartig 2022 als Full-FX-Mix gemastert, unter dem Titel „The Harvest Years – Quasar 2C361 & Vuelo Quimico“ zu erstehen. Und alle, wirklich alle, denen der krautige Prog und die Elektronik der 'Berliner Schule', aber auch weltmusikalische und akustisch Einflüsse, am Herzen liegen, denen muss man diese liebevolle MIG-music-Veröffentlichung regelrecht als Pflichtkauf ans Herz legen. Und wenn dabei sogar noch NICO als an E.A. POE gemahnende Sängerin ins Spiel kommt, dann tut sich sogar der finstere VELVET UNDERGROUND auf!

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2023

Tracklist

  1. <b>CD 1 – Quasar 2C362</b> (45:23):
  2. Quasar 2C362
  3. Catalepsia
  4. El Valle De Rimac
  5. Turo Park
  6. <b>CD 2 – Vuelo Quimico</b> (37:13):
  7. Abismos De Terciopelo
  8. a) El Regreso De Ganimedes
  9. b) La Llamada Del Vacio
  10. c) Abismos De Terciopelo
  11. Viento Solar
  12. Vuelo Quimico

Besetzung

  • Gesang

    Carlos Guirao, Nico

  • Gitarre

    Alberto Giménez, Carlos Guirao

  • Keys

    Michel Huygen, Carlos Guirao

  • Sonstiges

    Carlos Guirao (Flöte)

Sonstiges

  • Label

    MIG music

  • Spieldauer

    82:36

  • Erscheinungsdatum

    24.02.2023

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