Schlafzimmerkreativität?
Richtig gelesen, NICK HOLLOW zog sich für „Roughwool’s Dormer“ in die Intimsphäre eines Schlafzimmers zurück, lediglich das zugehörige Badezimmer bot eine Ausweichmöglichkeit.
Diesen äußeren Umstände ist auch der verschrobene und tendenziell introvertierte Charakter der Musik geschuldet. Stellenweise wirkt es so, als ob NICK HOLLOW sämtliche Texte einzig für sein Spiegelbild geschrieben hat.
Der allgegenwärtige Dämmerzustand der Musik, diese Stimmung kurz vor dem Einschlafen, erzeugt das Gefühl hier in klangliche Watte gepackt zu werden. Melodien gleiten federleicht dahin, dazu kommt ein beständiges, unterschwelliges Rauschen, das mal mehr, mal weniger in den Vordergrund rückt.
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Eine Nummer wie „(mumbles)“ wird von klimpernden Sounds getragen, welche der doch etwas schrägen Stimme den Wohlfühlcharakter eines kuscheligen Bettes verleihen. Das Kissen ist flauschig und selbst wenn die Decke noch ein wenig kratzt, lässt es sich hervorragend in der Masse an warmem Stoff einlümmeln.
Auch „fanfare n°2“ bringt nicht die suggerierten Tröten ins Schlafgemach, sondern klimpert eher auf den Gläsern der hauseigenen Minibar herum, nicht ohne vorher den Schlaftrunk daraus zu entnehmen.
Nachdem „(hums)“ leichten Schrittes über den Teppichboden des Zimmers steppt und der Schwindel des letzten Drinks, oder auch einfach die Müdigkeit des Tages einsetzt, gleitet „nocturne“ mit sanfter Schrägheit in den Traum ab. Die Stimme quäkt sich auf den Meditationszustand des Halbschlafes hin, bis…
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FAZIT: …schließlich die Augen zufallen. Geschafft von diesem leicht kratzigen Wattebausch, den NICK HOLLOW auf „Roughwool’s Dormer“ vertont, lässt es sich doch hervorragend wegdämmern zu den sanften Klängen seiner Musik. Damit wird der Musiker zumindest seiner eigenen Genrebezeichnung gerecht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2023
Bitume Productions
24:49
10.03.2023