Dass NICK NUTTALL eine gewisse Lebenserfahrung mitbringt, ist seinem Debütwerk anzuhören, denn „Just because some bad wind blows“ klingt in gewissem Sinne abgeklärt. Unabhängig von den anderweitigen Aktivitäten des Musikers, der in seinen 64 Jahren, die es bis zu diesem ersten musikalischen Lebenszeichen unter eigenem Namen gedauert hat, einiges erlebt hat, klingt die Lebenserfahrung, die sich im Laufe der Zeit wohl zwangsläufig angesammelt hat, auch in seiner Musik durch.
Vielleicht klingt „Just because some bad wind blows“ auch deswegen so zentriert und abgeklärt. NICK NUTTALLs Musik wirkt wie ein vertonter Fels in der Brandung. Egal wie sehr die Welt im außen durchdreht, die sanften Klänge einer Ukulele in „Guilt gaming“ oder auch die Liebeshymne „I love you baby“, inklusive feierlicher Musik-Bar Atmosphäre, zaubert einem unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht.
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„Hometown“ hat zwar einen durchaus schwarzhumorigen Ansatz (oder ist der Gedanke, unnütze Stadtteile einfach in die Luft zu sprengen, vielleicht doch gar nicht so abwegig…?), steppt aber leichten Fußes aus den Boxen. Saxofon und Klarinette verleihen dem Song (nicht nur diesem) ein lockeres Flair von Straßenmusik, das immer wieder an abendliche Dorffeste erinnert und damit auch für das Leben im Moment steht. Damit birgt diese Musik auch das Potenzial den Wahnsinn des Alltags, der ja textlich durchaus eine Rolle auf dem Album spielt, doch mal beiseite zu schieben und sich über die schönen Momente des Lebens zu freuen.
Dem steht „The day you went away“ zwar wieder ein Stück entgegen. Mit der Verarbeitung des Todes seines Vaters gibt sich NICK NUTTAL aber einmal mehr lebensnah. Außerdem gefällt die melancholische Note in dem Song sehr gut, wovon auch der Gesang profitiert, der hier doch ein Stück mehr Emotionen vermittelt als zuvor.
Eine klitzekleine Überraschung gibt’s am Ende auch noch. Denn „Who knows where the time goes“ kommt nicht nur als reines Gitarre-plus-Gesangsstück daher, sondern wirkt trotz vordergründiger Abgeklärtheit bemerkenswert naiv.
Denn wer weiß schon was die Zeit bringt?
Wichtig ist, das Leben in Liebe und mit den eigenen Lieben zu gestalten. Diese Erkenntnis ist so universell wie wichtig und zeugt dann doch wieder ein Stück weit von der Lebenserfahrung des Musikers.
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FAZIT: NICK NUTTAL bietet auf „Just because some bad wind blows“ zwar alles andere als eine Genre-Revolution, aber seine Musik hat das Potenzial, einfach mal die Seele baumeln zu lassen, dem stehen auch die durchaus ernsten Themen der Texte nicht im Weg. Damit ist dieses späte Album-Debüt unterm Strich geglückt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.05.2023
Bernadette La Hengst
Nick Nuttall, Bernadette La Hengst
Nick Nuttall, Bernadette La Hengst
Bernadette La Hengst
Bärbel Schwarz, Robert Kretzschmar
Samantha Wright (Saxofon, Klarinette), Sonja Beeh (Posaune)
Reptiphon
42:30
05.05.2023