Nein, von einem "Return To Chaos" kann weder beim gleichnamigen Song, noch beim achten Album von NIGHT IN GALES die Rede sein, im Gegenteil: Seit der Rückkehr von Sänger Christian Müller hat sich die Band eingegroovt und legt mit "Black Stream" ihr drittes Album in Folge vor, auf welchem sie den Stil der Frühphase zelebriert – und es derweil auch schon mal gemütlicher angeht.
Die erste Single-Auskopplung "Gone Forever" weckt im dazugehörigen Video-Clip nicht nur farblich Erinnerungen an "Sylphlike" und "Towards The Twilight", sondern präsentiert das Quintett so melodisch-schwermetallisch wie vor einem Vierteljahrhundert, wobei dem musikalisch hauptverantwortlichen Jens Basten das Gitarrensolo souveräner denn je aus den Flitzeflingern gleitet.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Q6UIj802VPs?si=yBSniZGuwHfuue1m" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Auch der Einstieg mit "Tears Of Blood" frisst die vom Titel her ähnliche "Hit-Single" von Crematory zum Frühstück und legt die Wurzeln des Melodic Death Metal im Heavy und Thrash Metal so beschwingt wie druckvoll offen. Kein Zweifel, die NIGHT IN GALES haben zu ihrem originären Stil zurückgefunden und fühlen sich pudelwohl. Es klingt in der Tat so, als ob die Band an die Mitte der Neunziger anknüpft – und das nun zum dritten Mal in Folge. Das lässt ihre Musik zuweilen schon fast heroisch triumphierend klingen – Jens Basten präsentiert sich wirklich in Topform – und gleichzeitig setzt ein ähnlicher Effekt ein wie bei Amorphis nach dem Einstieg von Tomi Joutsen: Der Schritt back to the roots ist geglückt, die super eingespielte Mannschaft geht mit hörbarer Spielfreude ans Werk – und klingt ab und zu "routiniert", bei einem Song wie "Transition To Doom" sogar phasenweise wie die gegenwärtigen Amon Amarth. Es überwiegen jedoch die frischer klingenden Passagen, von denen die eine oder andere Erinnerungen an die frühen Aufnahmen von Dark Tranquillity weckt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/sOG1j7WxFeo?si=RTmZhCsE8lkc58jI" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Für Abwechslung vom ever flowing stream des Melodic Death Metals sorgen u.a. der Titelsong mit seiner bedächtigen ersten Hälfte oder auch "Laughter Of Madness" mit Klargesang, wobei die atmosphärische Dichte von "Five Scars" unerreicht bleibt. Christian Müller gibt die Marschrichtung dieser Tage in "The Consciousless" ganz bewusst vor: "Towards the twilight, towards the end!" Die-Hard-Fans dürfen also bedenkenlos zugreifen (und zur Wertung ein bis zwei Punkte hinzuaddieren), alle anderen sehen sich mit der Frage konfrontiert, ob sie sich auch das dritte rundherum gute Album ins Regal stellen wollen.
FAZIT: Mit "Black Stream" legen NIGHT IN GALES das dritte Album nach dem Wiedereinstieg von ihrem ersten Sänger Christian Müller vor und weichen – ähnlich wie auch Amorphis nach dem Einstieg von Tomi Joutsen – kaum von ihrer "Erfolgsformel" ab, die sie souverän umsetzen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2023
Tobias Bruchmann
Christian Müller
Jens Basten, Frank Basten
Adriano Ricci
Apostasy Records
45:24
29.09.2023