<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/e4613aed136e4eed93e36153ab824bc3" width="1" height="1" alt=""> Was soll man von einem Livealbum einer Band erwarten, bei der Perfektionsstreben auf allen Ebenen praktisch eingebaut ist, während gute Konzertmitschnitte von Spontaneität, Show und Interaktion der Musiker mit dem Publikum geprägt sind? Nun, entweder tut man es voreingenommen als unnötig ab oder wittert Potenzial… Bietet die Combo ihre bestenfalls formvollendeten und schlimmstenfalls Steifen Studioaufnahmen auf der Bühne womöglich lebhafter dar, womit sie ihre ganze Klasse offenbart?
<center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=2018833351/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/transparent=true/" seamless><a href="https://obscura.bandcamp.com/album/a-celebration-i-live-in-north-america">A Celebration I - Live in North America von Obscura</a></iframe></center>
Bei der deutschen Prog-Death-Institution OBSCURA sollte man im Vorfeld Bescheid wissen: Mastermind Steffen Kummerer und Co. sind live eine ziemliche Macht, selbst wenn ihr Aktionsradius beschränkt bleibt, doch das sieht man auf ihrer ersten Liveplatte sowieso nicht. "A Celebration I - Live In North America" wurde während der "A Valediction"-Welttournee 2022/'23 in den USA, Kanada und Mexiko aufgenommen, es handelt sich also nicht um die Nachlese eines einzelnen zusammenhängenden Gigs. Dessen ungeachtet bietet die Gruppe eine Auswahl von Liedern ihrer letzten fünf Album, keinen Song vom 2006er Debütalbum "Retribution" also.
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Der rasante "A Valediction"-Opener eröffnet auch die Setlist, außerdem werden vom noch aktuellen Longplayer das kompakt eingängige Titelstück und das Instrumental 'Orbital Elements II' gespielt. Jeroen Paul Thesselings bundloser Bass ist generell sehr präsent (höre den 2009er Brecher 'The Anticosmic Overload'), doch der insgesamt Sound wurde insgesamt ausgewogen abgemischt (Mix und Mastering: Altmeister Fredrik Nordström) und vermittelt tatsächlich Live-Atmosphäre, auch wenn das Ein- und Ausblenden zwischen den Tracks keinen natürlichen Flow aufkommen lässt.
Highlights im Programm: das düstere 'Ode to the Sun' (von "Akróasis", 2016), die "Omnivium"-Walze 'Ocean Gateways' (2011) und der schwedisch gefärbte Rauswerfer 'Incarnated' (ebenfalls von der 2009er Platte "Cosmogenesis"), den man vor ausverkauftem Haus in Mexiko gespielt hat, wie eine von Kummerers sporadischen Ansagen offenbart. Zusammengenommen halten die Stücke dem Hörer vor Augen, wie live-tauglich OBSCURAs Musik eigentlich ist - nicht zuletzt wegen ihrer rhythmischen Geradlinigkeit, so virtuos die Mitglieder auch aufspielen möge.
FAZIT: "A Celebration I – Live In North America" ist zum 20-jährigen Jubiläum von OBSCURA eine mehr oder weniger repräsentative Live-Best-of, die vor allem zwei Einsichten vermittelt: erstens dass die Band mit der Zeit einen Haufen zeitloser Hits geschrieben hat, zweitens dass sie zwar blitzsauber und "schulmeisterlich" aufspielt, aber am Ende des Tages trotzdem eine aggressive Death-Metal-Combo war, ist und wohl auch bleibt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.10.2023
Jeroen Paul Thesseling
Steffen Kummerer
Steffen Kummerer, Christian Münzner
David Diepold
Nuclear Blast / Believe
54:43
27.10.2023