Schon der Titel „Hoohahs & Cat Calls“ zeugt in gewisser Weise davon, dass sich hier zwei künstlerische Querköpfe zusammengefunden haben. ODIN STAVELAND und BJØRN BERGE wollen wohl bewusst mit Konventionen brechen und vermischen auf ihrem gemeinsamen Album u.a. die Schwere des Blues mit seltsamer Elektronik und tanzbaren Beats.
Die eigene Stilbezeichnung „Club-Blues“ ist also genauso passend wie nichtssagend, denn ein Club kann vieles sein und viele verschiedene musikalische Szenen beherbergen. Gleiches versuchen die Musiker auf ihrem gemeinsamen Debüt, das die Verschmelzung von scheinbaren musikalischen Gegensätzen zelebriert.
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Das hat zur Folge, dass sich musikalische Klimper-Trips wie „Get Up“ anhören, als ob die Musiker auf LSD durch einen Darkroom wandern, die Gitarre fest im Anschlag, völlig egal, was dabei für Klänge rauskommen. Spannend ist diese Mischung aus pumpender Elektronik, sphärischer Sounds und akustischem Gitarren-Wirrwarr allemal. Vor allem wenn Songs wie „Lovesick“ minimalistischen, aber schweren Blues mit Nintendo-Sounds kombinieren und die beiden Herren zweistimmig raunen/säuseln, hat das einen sehr eigenen Charme.
Wobei sich ein weiter musikalischer Horizont seitens des Hörers mit der Zeit als angebracht erweist, um dieses Album genießen zu können. Denn die klangliche Spannweite dieses Duos ist doch sehr breit. Ein Stück wie „Bullet Dance“ setzt beinahe komplett auf repetitive Beats, darüber klimpert ein Klavier, einer Gitarre werden einzelne Töne entlockt und wäre das Stück dank des mehrstimmigen Gesangs nicht so eingängig, es wäre wohl auch kein Verlust, es nicht zu kennen. Das ist es eigentlich auch nicht, wenn besagte Eingängigkeit als Pluspunkt gewertet wird, aber es wirkt dank Elementen wie u.a. einem Kinderchor durchaus interessant.
Und was ist das?
Schürt der Titel „Hey Byooty!! I'm so Mizzerbul Without Ye“ erstmal keine allzu großen Erwartungen, verbirgt sich dahinter ein melancholisches, leicht krudes Liebeslied, das mit einer sehr schönen Akustikgitarre begleitet wird, aber aufgrund seiner kurzen Spielzeit leider nicht viel mehr als ein Interlude ist.
Ein großer Knackpunkt ist auch der Stimmeinsatz von ODIN, der den überwiegenden Teil der Leadgesänge übernimmt. Wobei 'Gesang' hier ein sehr frei interpretierter Begriff ist. Denn seine Darbietung ist überwiegend eher ein sonores, irgendwie seltsam melodisches Sprechen, als wirkliches Singen. Interessant ist es trotzdem.
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FAZIT: Unterm Strich bietet „Hoohahs & Cat Calls“ alles andere als 'konventionelle' Musik. ODIN & BJØRN BERGE verlangen nach einem sehr offenen Hörergeist und einem noch weiter geöffneten musikalischen Horizont. Das bringt mitunter einige Einstiegsschwierigkeiten mit sich, denn was anfangs durchaus interessant wirkt, kann auch schnell anstrengen, was besonders daran liegt, dass hier vieles sehr spontan und wild zusammengewürfelt wirkt. Allerdings ist den beiden Musikern ihr Gespür für außergewöhnliche Musik nicht abzusprechen. Das macht dieses Duo interessant, aber eben auch eigen und anstrengend.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.07.2023
Kjetil Dalland
Odin, Bjørn Berge
Bjørn Berge, Amund Maarud
Odin
Odin
Bjørn Berge (Dobro)
TBC Records
31:39
03.03.2023