Unter den wahrlich kaum noch überschaubaren Dungeon-Synth-Projekten dieser Tage mausert sich ÖRNATORPET aus Schweden seit geraumer Weile zu den nicht mehr ganz so geheimen Tipps und legt mit "Evigt Främmande, Evigt Fjärran" ("Ewig fremd, ewig fern") bereits sein siebtes Album (neben einigen Split-LPs) vor, auf dem sich neun Kompositionen finden.
Auffällig ist der vergleichsweise hohe Anteil an unterschiedlichen Sprach-Samples, die offenbar zur atmosphärischen Verdichtung der eingängig bis gefällig arrangierten Stücke eingesetzt werden – und natürlich auch an den einst aus dem schwedischen Exil agierenden norwegischen Mitbegründer des Genres erinnern. Melodik wiegt derweil schwerer – bzw. im samten anmutenden Klangbild leichter – als Komplexität, und ÖRNATORPET macht es im Frühjahr 2023 niemandem schwer, in die Musik einzutauchen. "Den Nya Tiden Blickar Ned På Jorden" strahlt so viel Gefährlichkeit aus wie vieles von Enja.
Der namenlose Komponist hinter dem Projekt gibt zu Protokoll: "Nach einer längeren Ruhephase überkam mich letztes Jahr (2022) plötzlich eine Welle an Inspiration, und ich hatte keine andere Wahl, als ein Ventil dafür zu suchen. Das Ergebnis ist ‚Evigt Främmande, Evigt Fjärran‘. Dieses Album ist wie eine Sage, die sich allmählich demjenigen offenbart, der bereit ist, sie zu entdecken; es gibt dabei keine festen Vorgaben. Es liegt am Hörer, wie die Geschichte sich entwickelt - die Titel, Samples und Musik dienen lediglich als Wegweiser." Wer bei diesem Promo-Zitat eine Nachtigall laut trapsen hört, dass die Wanderung mit ÖRNATORPET heuer in die Untiefen der Sümpfe der Beliebigkeit führt, der befindet sich nicht gänzlich auf dem Holzpfad…
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/gTbFs8CVr3k" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Mit seinem äußeren Erscheinungsbild erinnert das Album nicht nur farblich an frühe Mortiis-Werke, und lädt offensichtlich zur Weltflucht ein. Fremd und fern fühlen sich wohl die meisten von uns dann und wann, und somit lässt sich auch jenseits des rein Musikalischen schnell ein Zugang zur Welt von ÖRNATORPET finden.
FAZIT: Auf "Evigt främmande, evigt fjärran" geht es für Dungeon-Synth-Verhältnisse ziemlich munter zu, obwohl ÖRNATORPET zum traditionalen Stil neigt, und insofern dürfte dieses Album für fast alle Genre-Fans wenigstens gut hörbar, für Freunde des schwedischen Tastenritters sogar auch ein klitzekleines bisschen spannend sein. Ein wenig mehr Tiefgang in ausgefeilteren Kompositionen würde allerdings kaum schaden.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2023
Örnatorpet
Nordvis
37:17
05.05.2023