Nimmt das trashige Microsoft Paint-Cover den Eindruck der Musik vorweg?
In vielerlei Hinsicht, ja. Nach den ersten Durchläufen von „Dance or Dye“ bleibt kaum mehr hängen, als elektronisches Rauschen, untermalt von gelegentlich auftauchenden Rhythmen und einer oft bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten Stimme.
Das an sich wäre gar nicht so schlimm, hätte sogar Potenzial für eine interessante Klangreise, aber leider verpassen OMNI SELASSI irgendwo auf ihrem Weg zum Hörer die Abzweigung zu dessen Interesse. Anfangs wird zwar daran gekratzt, wenn sich „Words Like Ships“ in befremdlichem Synthesizer-Rauschen seine Bahnen schlägt, aber bereits nach zwei Minuten nervt das wirre Gehämmer nur noch. Es wirkt, als ob hier wahl- und ziellos Sounds aneinandergeschnipselt wurden.
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Da überrascht der „Frenchsong“ umso mehr, denn luftiger Electro-Pop war eher in der hinteren Reihe der Erwartungen an das Folgende. Aber siehe da: Der Song funktioniert gut.
Zwar schießen das Saxofon und die Soundscapes am Ende wieder ordentlich quer, aber ansonsten weiß die Nummer zu gefallen.
Diesem anfänglichen Hauch von Wohlwollen macht „XVT (Onîhanîghâ)“ aber schon wieder einen Strich durch die Rechnung. Zwar ist die brodelnde Stimmung durchaus interessant, aber die knapp acht Minuten Spielzeit werden dem Stück zum Verhängnis. Denn nach drei Minuten ist eigentlich alles gesagt und die Band verliert sich in kakofonischem Lärm zwischen elektronischem Rauschen, seltsam unverständlichem Stimm-Gesäusel und dumpfem Groove, der wahlweise anstrengt oder langweilt.
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Trotz seiner nicht uninteressanten Apathie kann da auch „Horses They Run Too“ die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen. Noch dazu ist der Song nach zwei Minuten auserzählt und der einsetzende Geräuschpegel spannt den Bogen zum vorherigen Krach.
Nachdem „Durban Night Drift“ doch als ganz passabler, nächtlicher Roadtrip durch schwarze Wälder durchgehen könnte, wirkt „D1111NGER“ überraschend positiv. Der Rhythmus ist nachvollziehbar, der Gesang ist auf interessante Art ätherisch und auch die Synthesizer schaffen eine passable Stimmung.
Wer hätte das gedacht?
Am Ende wird’s sogar meditativ, denn „A Child In It’s Water“ versöhnt mit fließenden Melodien und u.a. einem entspannten Saxofon, das den ambientösen Sound etwas auflockert. Allerdings kann auch dieser Abschluss nichts daran ändern dass hier unterm Strich nichts hängen bleiben will, denn…
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FAZIT: …OMNI SELASSI lassen sich nur schwer greifen und klingen trotz passabel bemessener Spielzeit leider zu zerfahren, sodass „Dance or Dye“ seinem Titel nicht gerecht wird. Denn tanzbar ist hier nix und auch das mit dem Sterben (sollte der Titel darauf abzielen) ist so eine Sache. Gut, vielleicht klappt’s aus Langeweile? Das wird aber wohl kaum die Intention hinter diesem Album gewesen sein.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2023
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