Obwohl der zerbrechliche Gesang auf „Days of Distortion“ durchaus den Eindruck erweckt, hier einer Dame zu lauschen, sind PAM RISOURIÉ eine reine Männerbande, die sich einer verträumten Variante des Shoegaze- und Synthpop-Sounds hingibt.
Dabei entstehen vom ersten Ton an gewisse Art-Noir-Referenzen, die sich nicht nur im Cover wiederfinden. Der Gesang schwebt stets in Richtung Äther, wirkt federleicht und zerbrechlich, wohingegen die Musik auch mal reichlich Verzerrung auf die Gitarren packen darf („High On A Wire“).
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Allerdings strahlt dieses Album eine tiefsitzende Trauer oder eher Ohnmacht aus, die letzten Endes das Ergebnis einer Großstadteinsamkeit ist. Denn in der Anonymität Vieler verschwindet der Einzelne und die Menschen kennen mitunter nicht mal mehr ihre direkten Nachbarn.
Aber auch wenn dieses Trio an einigen Stellen ins Kissen heult, wohnt der Musik wenigstens ein gewisser Funke positiver Kraft inne. Das liegt einerseits am warmen Sound des Albums, das auch in puncto Songwriting sehr fein ausbalanciert wirkt, und andererseits daran, dass die Songs doch viel mehr Halt bieten als zunächst gedacht.
Dabei ist Wehmut ein Nenner, auf den sich das Album runterbrechen lässt, aber gerade der Rausschmeißer „Disappear For Me“ bietet doch viel mehr Halt als der Titel vermuten lässt. Dank reichlich Psychedelica und dem sphärischen Gesang wirkt es beinahe wohlig warm, wenn der Geist immer weiter abdriftet und sich plötzlich an Orten wiederfindet, an denen Gefühle und Zustände wie Zweisamkeit, Liebe und (Selbst-)Achtung herrschen. Natürlich bleibt ein deutlicher Hang zur Melancholie bestehen, aber gemessen an der Aufmachung, dem Titel und der grundlegenden Stimmung des Albums wirkt dieses Ende fast unerwartet versöhnlich.
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FAZIT: Mit diesem Debüt haben PAM RISOURIÉ eine eindrückliche Vertonung von menschlicher Zerbrechlichkeit an der Hand, die in gewissen Momenten trotzdem einen Bezug zu Licht und Hoffnung herstellt. „Days of Distortion“ kann den Hörer aber auch in seine abgründigsten Tiefen hinabstürzen und damit eine Gratwanderung der Gefühle verursachen, welche fast überraschend leicht zugänglich ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.07.2023
Vincent
Rémi, Octave
Rémi, Octave, Antonin
Maxime
Atypeek Music/Icy Cold Records/Araki Records/Shoredive Records/Pyrrhic Victory Recordings
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07.04.2023