Nachdem PENDRAGON schon längere Zeit nichts mehr von sich haben sehen und hören lassen, erscheinen sie uns nun als Himmelsgestalt mit „North Star“, um ein kurzzeitiges (24 Minuten) und kurzweiliges neoprogressives Lebenszeichen von sich zu geben, das aus einem dreiteiligen epischen 18-Minuten-Longtrack (voller richtig schöner Passagen an der Akustik/Flamenco-Gitarre) und dem kurzen „Fall Away“ besteht.
CLIVE NOLAN stellt im Rahmen der neuen Mini-LP fest, dass ihm gerade der Nordstern sehr am Herzen liegt. Gut, wenn Nolan gerne in die Sterne schaut und ihn das zu solch einem Album inspiriert, welches trotz der kurzen Dauer alle neoprogressiven Qualitäten von PENDRAGON in sich vereint – begonnen natürlich bei der Musik bis hin zu den Texten und der Gestaltung (sehr ansprechendes Digipak mit eingeklebtem siebenseitigen Booklet samt aller Texte) – dann darf er sich weiter von allen möglichen Himmelskörper inspirieren lassen und den Sternengucker spielen.
Oder um es kurz zu machen – genau wo sie mit <a href="http://musikreviews.de/reviews/2020/Pendragon/Love-Over-Fear-Deluxe-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">ihrem gelungenen letzten Album „Love Over Fear“</a> aufgehört haben, knüpfen PENDRAGON den neoprogressiven Teppich aus zarten Seventies-Prog-Sympho-Klängen mit Akustik-Gitarren-Sprengseln weiter, nur dass sich dieser nicht liebevoll gegen die Angst durchsetzt, sondern als 'Fliegender Teppich' Richtung Nordstern erhebt.
Ansonsten bleibt alles beim Alten – garantiert eine gute Nachricht für alle, die schon immer den verträumten Progressive Rock der nunmehr bereits extrem dienstalten Band (gegründet in den 80er-Jahren) mochten. Sie werden auch „North Star“ mögen und leidenschaftlich genießen, wenn ihnen beim Hören des Albums auch immer wieder die noch älteren Prog-Helden wie YES oder STEVE HACKETT (akustische Gitarren) oder GENESIS (Keybaord-Bombast) in den Sinn kommen.
„North Star“ klingt wie die angenehme Nachspeise zu dem vor drei Jahren veröffentlichten „Love Over Fear“, das von seiner Aufmachung, Gestaltung und der akustischen Bonus-CD-Beigabe her rundum positive Eindrücke hinterließ. Eine leckere Sache, diese 24 Minuten, doch der Hunger nach mehr dieser Art von PENDRAGON bleibt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DM8lA1bM6mg" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: In der Ruhe liegt die Kraft, selbst wenn man seine musikalische Reise Richtung Nord-Stern antritt. Hauptsache man endet dabei nicht wie im „North Star“-Teil-2 „Dead As A Dodo“ (Mausetot). PENDRAGON öffnen uns jedenfalls genau auf diese Weise wieder ihr progressives Traum-Archiv. Besonders schön sind gerade die Akustik-Gitarren-Momente auf „North Star“, das sich zwar Richtung Sternenhimmel bewegt, doch gerade in puncto Akustik und mitunter sehr fragil anmutendem Gesang auf dem Boden bleibt. Da kann der gute CLIVE NOLAN noch so viele bombastische Keyboard-Flächen hinzufügen, das gut 24 Minuten lange Mini-Album beeindruckt gerade durch diese ruhigen Momente und lässt darauf hoffen, dass in ähnlich guter Qualität die britischen Soft-Progger bald noch einen vollwertigen Longplayer hinterherschieben.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2023
Peter Gee
Nick Barrett
Nick Barrett
Clive Nolan
Jan Vincent Velazco
Toff Records/Just For Kicks
24:20
16.06.2023