Schon die erste Single-Auskopplung „Into The Abyss“ dieses zweiköpfigen Emsländer Newcomers namens PERMUTATION konnte bereits durch ihr für Black-Metal-Verhältnisse kompaktes, konsumentenfreundliches Songwriting sowie ihre eingängigen Hooklines für einiges an Wiederspielwert sorgen. Jetzt liegt der erste Langdreher „Transience“ vor, und dieser hält, was die Single verspricht: modernes Schwarzwurzel-Geprügel, das keine Kompromisse macht, sofort zum Punkt kommt und bisweilen mit griffigen Melodien aufwartet.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/-RHGFxu2908?si=7Qjba-MePrxQmwiE" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Die zehn Songs lassen in ihrer knackigen Form kaum Zeit und Raum für ausufernde, dem Aufbau des Materials dienliche Expositionen. Zwar beginnen nicht alle Lieder in medias res mit voll durchgetretenem Gaspedal, mancherlei Einleitung mit folkigem, schleppendem oder atmosphärischem Charakter ist jedoch von solch überschaubarer Länge, dass es in der Regel nicht ewig dauert, bis wieder der Knüppel aus dem Sack gelassen wird. Die Spielgeschwindigkeit ist kontinuierlich hoch, gleichzeitig gehört zum musikalischen Konzept der Musiker, in den Songs eine äquivalente Melodiedichte unterzubringen – als Gegengewicht zum präsentierten metallischen Härtegrad.
Zwei weitere Aspekte gestalten sich an dieser erstaunlich souverän heruntergerotzten Debut-LP interessant: Auch wenn hier erstens das Songwriting nachvollziehbar bleibt, strukturell keine sonderlichen Überraschungen aufweist oder progressive Wendungen vollzieht, so wechseln sich die Einzelteile – kurze Midtempo-Verschnaufpausen, wildes Geprügel, groovige Parts oder mehrstimmige Melodiegewitter – dennoch in flottem Tempo ab. Man vergleiche exemplarisch „Apostasy“ (mit seinen, nebenbei bemerkt, tollen Folk-Einlagen) oder „Trapped In Snugness”. Leider fehlen auf Albumlänge zu oft jene Anteile, die sich im Gedächtnis besonders festsetzen und als die großen, erinnerungswürdigen Momente aus dem Liedgut, genaues Hinhören und Hinfiebern veranlassend, herausragen. Eine Ausnahme bildet da der eine oder andere mitreißende Refrain sowie die fast schon rockige Art, Gitarrenklänge zu kreieren, welche im Anspieltipp „We Shall Serve“ leichte KVELERTAK-Vibes verbreitet. Man könnte auch zweitens sagen, dass PERMUTATION das Spiel am Instrument beherrschen und in Sachen Erfindungsreichtum beim Erschaffen von Riff-Ideen durchaus sattelfest sitzen. Überhaupt sind Riffstruktur und Melodiedichte dazu geeignet, dieser modernen, energetischen Variante von nach Schweden-Black (und manchmal nach Melodic-Death-Metal mit Folk-Anleihen) klingender Extrem-Mucke einen eigenen Anstrich, eine eigene Identität zu verpassen. Dies und die Tatsache, dass hier erfahrene Leute am Werk sind, machen das besprochene Album für Genre-Fans, nicht für Puristen, empfehlenswert, vorausgesetzt, sie sind ob des etwas eindimensionalen Keifens des Sängers nicht abgeschreckt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/jtyEdaaQycw?si=B-zvPSF0oC6Me_NL" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: Für einen Einstand ist „Transience“ des Emsländer Doppels PERMUTATION eine gelungene Langrille, die offene Verehrer moderner Extremsounds aus dem Black-Metal-Spektrum und darüber hinaus sicherlich zufriedenstellt. Aufgrund der konstant schnellen und kompromisslosen Spielweise möchte man hier von einem Sturm-und-Drang-Werk sprechen, dessen möglicher Nachfolger zugunsten eines spannenderen Songwritings die Geschwindigkeit etwas drosseln und gesanglich nachbessern darf.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.09.2023
„Volker Racho“
„Volker Racho“
„Volker Racho“
Mathias Blässe
Apostasy Records
41:42
22.09.2023