Vor knapp vierzig Jahren erschien mit „Electronic Universe“ das erste Album Peter Mergeners in der Kollaboration mit Michael Weisser, die bald als SOFTWARE zu den bekanntesten Schöpfern elektronischer Musik in der Nachfolge Klaus Schulzes und TANGERINE DREAMs gehörten. Die Alben erschienen auf Schulzes IC-Label (Innovative Communication) und führten die Berliner Schule bis in die Tanzhallen. Zumindest solche, in denen Trance’n’Dance und atmosphärische Chill-Out-Klänge zum guten Ton gehörten.
Dabei zeichnete Mergener und Weisser aus, dass ihre Stücke vergleichsweise kompakt waren und auch den Einsatz eines Saxophons nicht scheuten, wie auf dem wunderbar entspannten, transzendentalen „Digital Dance“. Lauflängen um die zwanzig Minuten sind selten und eher in den ersten Schaffensjahren zu finden. Das hat Peter Mergener seit seinem ersten Soloalbum „Passage In Time“ (1991) beibehalten. So ist „Ignition“ mit seinen 9‘:16“ der längste Track auf „New Horizons“.
Das Album schließt folgerichtig an „Astronaut“ (2019, erweitert 2021), Mergeners vorigen Ausflug ins All, an. Zuvor widmete er sich Asien, mit dem wohlgeratenen, die Kitaro-Kitsch-Falle umschiffenden „Visions Of Asia“ (gemeinsam mit Klaus Hoffmann-Hoock) und der Robotik („Robotic Instinct“, 2017).
Der Blick ist entspannt in die Ferne gerichtet, die Musik pulsierend und gleichzeitig von großer Gelassenheit. „Discovery“ kehrt zurück ins All, startet mit pumpenden Orgelklängen, die über treibenden Rhythmen schweben, bevor sirrende Synthesizer einsetzen, die an beste Jean-Michel Jarre-Zeiten erinnern. Danach werden die Sounds flächiger und getragener, ohne dass die Spannung verloren geht. Mit einer Sprachnachricht aus dem Houston Control Center endet der Song wie er begonnen hat.
„Space Shuttle“ und „Surroundings“ sind versonnene, flächige Ambient-Tracks, bei denen trotzdem nicht auf eine rhythmische Grundierung verzichtet wurde. Ein Kennzeichen von Mergeners Musik ist de Abwesenheit von unstrukturierten, entrückt wabernden Soundflächen. Überall vibriert es, wirbeln sachte Erschütterungen Sternenstaub auf. Es gibt auch im Hintergrund viel zu entdecken. Lediglich das auf- und abschwellende Titellied erschafft perkussiven Drive durch flackernde Synthies und Vogelgezwitscher.
Mergener gibt seiner Musik Raum zum Atmen, pfropft die Flächen nicht voll und vermeidet ein Abgleiten in überzuckerte New Age-Sphären. Mit Geschick und dank seiner langjährigen Erfahrung positioniert er sich stilvoll und mit eigener Note zwischen TANGERINE DREAM und Jean-Michel Jarre. Das ist ein feiner Platz und Peter Mergener füllt ihn gekonnt aus.
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FAZIT: „New Horizons“ erschafft mit vergleichsweise kurzen Stücken einen stimmigen Soundtrack für schillernde elektronische Reisen zwischen Ambient-Lounge und All. Fein austarierte Musik, rhythmisch rege und zu jeder Zeit angenehm fließend. Geschmeidiges Album.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.03.2023
Russian Kosmonauts, U.S. Discovery Crew, Houston Mission Control Center
Peter Mergener
Peter Mergener
Spheric Music
56:17
10.03.2023