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RANA: Armament

Stil: Blackened Crust

Cover: RANA: Armament

Hand aufs Herz: Wer hätte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Mini-Albums im Dezember 2021 vorhersagen können, mit welcher Selbstverständlichkeit und Emphase rund ein Jahr später hierzulande von vielen politisch Verantwortlichen über Waffenproduktion und Waffenlieferungen gesprochen wird? Die hier nun vorgestellte Bewaffnung von RANA tötet keine Menschen, ist jedoch musikalisch ein so bemerkenswertes Geschütz, dass sie zweifelsohne auch eine "leicht verspätete" Rezension lohnt.

Das Quartett selbst bricht seine Musik als "Blackened Crust" herunter, was ich als Ahnungsloser in Sachen Crust so stehenlasse, denn dass es sich hier nicht ausschließlich um Black Metal (mit Betonung auf "Metal") handelt, sollte bereits beim ersten Lauschangriff schnell außer Frage stehen, gleichwohl dessen Einflüsse keineswegs von der Hand zu weisen sind.
Allerdings werde ich auch nach etlichen Hördurchgängen den Eindruck nicht los, dass RANA sich stilistisch ziemlich offen und Musik-dienlich bewegen, anstatt Grenzen dieser oder jener Nische zu beherzigen. Und genau diese Offenheit macht "Armament" zu einer mindestens hörenswerten, wenn nicht sogar spannenden Aufnahme, denn diese beinhaltet neben passioniert dargebotenem Krach auch atmosphärische Klänge, und diese Kombination ist nicht ohne Reiz.

Zum Beispiel drückt beim eröffnenden Titelsong zunächst eine Katatonische Schwere aufs Gemüt, bevor die Nummer Fahrt aufnimmt, und melancholische Zwischentöne die wütende Attacke eher sublim untermalen. Auch wenn das knapp siebenminütige Stück nicht zu meinem Favoriten avanciert, wird gleich hier deutlich, dass wildes Drauflos-Gekloppe RANAs Sache nicht ist. Das folgende "Pyres" lässt umso mehr aufhorchen, beginnt es doch nahezu wehmütig mit andächtigem Klargesang und ebensolchen Gitarrenakkorden – das erinnert (mich) eher an Amenra im Akustikgewand als an Crust? Nach einigen Minuten wird das Biest von der Leine gelassen und rast los, ohne dass es wie ein stilistischer Bruch wirkt, sondern eins passt zum anderen, und zwar inklusive metallischer Epik. Das ist wirklich erstaunlich gut komponiert und atmosphärisch packend. "Sfarsit" kommt wahrscheinlich dem am Nächsten, was ich mir als Laie unter Crust vorstelle, und dürfte live vor der Bühne für ein Schlachtfeld sorgen, so viel Energie wird hier mit großer Wucht verballert. "Im Joch" beschließt das knapp halbstündige Mini-Album in der zweiten Hälfte des zunächst knüppelnden Songs ebenfalls atmosphärisch dicht mit melancholischen Akkorden und den (wahrscheinlich einem Film entliehenen) Worten "you perish". So packend klingen manche einst im finsteren Metal gestarteten Genre-Pioniere heute leider längst nicht mehr, und vielleicht es nun an Bands wie RANA, mit ihrer Crust-Variante dieses Stils neue Akzente zu setzen – und die Hörerschaft aufzurütteln (anstatt sie mit Charts-tauglicher Popmusik einzulullen).

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FAZIT: RANA wissen dieses überzeugend produzierte Debüt zu nutzen, um mit ihren vier heftig auskeilenden Songs nachhaltigen Eindruck zu schinden und Erwartungshaltungen zu schüren: Wenn die Band dieses Niveau im Langspielformat halten oder gar noch steigern kann, dann wird der Name RANA wohl bald auch außerhalb der Subszene die Runde machen, in der sich das Quartett heimisch fühlt. Gegen eine solche Bewaffnung hege ich jedenfalls keine Bedenken.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2023

Tracklist

  1. Armament
  2. Pyres
  3. Sfarsit
  4. Im Joch

Besetzung

  • Bass

    A

  • Gesang

    A, E, B

  • Gitarre

    J, B

  • Schlagzeug

    E

Sonstiges

  • Label

    Vita Destabilis, Fiadh Productions

  • Spieldauer

    27:49

  • Erscheinungsdatum

    04.12.2021

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