Mit ihrem 13. Studio-Album „Around The Sun“, das nun als Sonderedition erstmals als Doppel-LP erscheint, begaben sich die nunmehr zum Trio geschrumpften R.E.M. wieder auf altbekannte und altbewährte Pfade und wichen ganz offensichtlich von ihrem noch bei „Up“ lauthals gepriesenem Grundsatz, jedes Album besonders zu Anfang anders als alle vorherigen klingen zu lassen, unweigerlich ab.
Der Album-Opener „Leaving New York“ ist so nicht nur die Single-Auskopplung, sondern auch ein dermaßen typischer R.E.M.-Hit-Song, dass man diesen auf jedes Album der amerikanischen Indie- und Alternative-Rocker hätte packen können. Das stimmte die Fans der Band sicher glücklich, von viel Einfallsreichtum und der Absicht, ihr liebgewonnenes Ritual beizubehalten, zeugt es bei den nunmehr als Hitlieferanten agierenden R.E.M. jedoch nicht.
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Und was für den ersten Song von „Around The Sun“ gilt, trifft im Grunde auch für das gesamte Album zu – angefangen in New York („Leaving New York“) und sonnig mit dem Titelsong endend.
Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Sonnenumrundung sich tatsächlich an den Sonnen- oder besser Mond-Titeln von R.E.M. orientiert und so zu einem ihrer besten Alben – „Automatic For The Peolpe“ – immer wieder Parallelen herstellt, ohne aber dessen Qualität zu erreichen. Die Fans dankten es der Band jedenfalls in Europa, was größere Erfolge und Spitzenpaltzierungen in den Charts zur Folge hatte, obwohl in ihrem Mutterland Amerika der Erfolg ausbleibt und noch nicht einmal die Top 10 der Charts erreicht werden.
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Das ist gerade daher seltsam, da sich „Around The Sun“ durch eine ungeheuere Hit-Dichte auszeichnet. Doch anno 2004 waren die Erwartungen an R.E.M. eben so hoch gesteckt, dass allein diese Tatsache nicht ausreichte, um die entsprechende Anerkennung einzufahren, die sie sich nach und nach in den damals 24 Jahren ihres Bestehens erarbeitet hatten.
Selbst die Kritiker reagierten nicht wirklich begeistert, sondern unterstellten den Musikern eine gewisse Einfallslosigkeit, womit sie einerseits nicht unrecht hatten, andererseits aber außer Acht ließen, dass sich wirklich sehr gelungene Balladen auf dem Album befanden, die ein paar Jahre zuvor wohl noch mit viel Lob überschüttet worden wären.
Auch fehlte der Einfluss eines ihrer ehemaligen Ideengeber, Bill Berry, noch immer, der seit seinem Ausstieg 1997 noch immer nicht durch einen festen Schlagzeuger ersetzt wurde. Eine Tatsache, die sich bis zur R.E.M.-Auflösung im Jahr 2011 auch nicht ändern sollte.
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Jedenfalls unternahmen R.E.M. den Versuch, mit gleich vier Single-Auskopplungen das entsprechende Radio-Airplay zu erzielen und damit immer in den Top 10 zu landen. Doch selbst dieser Wunsch konnte nur im Ansatz mit „Leaving New York“ und „Aftermath“ verwirklicht werden.
Lobenswert allerdings war, dass sich R.E.M. mit ihrem 2004er-Album auch politisch einzumischen versuchten – und beispielsweise in „Final Straw“ den Irak-Krieg anprangerten, der in der Frage endete: „Sag mir warum wir das tun?“, so gesehen direkt an Präsidenten George W. Bush gerichtet, den die Band offen ablehnt und von dem sie mitunter auch in weiteren Songs („The Outsiders“ mit Rap-Gesangsbeitrag von Q-TIP) Zitate einflechtet, die den damaligen amerikanischen Präsidenten entlarven.
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FAZIT: „Around The Sun – Anniversary Edition“, ein weiteres Album von R.E.M., das auf Vinyl erscheint. Die Doppel-LP des ursprünglich im Jahr 2004 erschienenen „Around The Sun“ besticht durch einen sehr guten Vinyl-Sound, auch wenn R.E.M. sich auf ihrem 13. Studio-Album nicht als wahre Kreativ-Geister bewiesen, sondern Altbewährtes (größtenteils Balladen mit Hitpotenzial und hymnische Songs) gekonnt als neue Songs wiederaufwärmten und damit gerade diejenigen ansprachen, denen besonders die Radio-Songs des Trios und speziell ihre Alben „Out Of Time“ und „Automatic For The People“ gefielen. Eins ihrer ruhigsten, aber nicht besten Alben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2023
Mike Mills
Michael Stipe
Peter Buck
Craft Recordings/Concord/Universal Music
55:02
17.11.2023