Nach diesem, ihrem 15. und zugleich letzten Studio-Album waren R.E.M. Geschichte!
Und es sollte ein ordentlicher und zugleich gelungener Abgang werden, den sich da Mills, Buck und Stipe mit „Collapse Into Now“ 2011 hatten einfallen lassen und den sie gleich mit der knackigen Rocknummer „Discoverer“ eröffneten. Noch dazu verpassten sie diesem Album einen ganz großen Abgang, indem sie den letzten Song ihrer Karriere darauf mit „Blue“ hinterließen, ein Duett, bei dem keine Geringere als PATTI SMITH – die rockige Singer/Songwriter-Punk-Legende, Schriftstellerin und Dylan-Laudatorin bei dessen ungewöhnlicher Literaturnobelpreis-Entgegennahme – gemeinsam mit Michael Stipe den großen Abgesang als Duett vollendete.
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Mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/REM/Up--25th-Anniversary-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">„Up“</a> und <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2021/REM/New-Adventures-In-Hi-Fi--25th-Anniversary-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">„New Adventures In Hi-Fi“</a> hatten R.E.M. im vergangenen Jahrtausend noch echte Achtungszeichen hinterlassen, wobei die New Adventures sogar Michael Stipes persönliches Lieblingsalbum ist. Danach waren, trotz der Spitzenplätze in den Hitparaden, die drei Alben der 'Ab-2000er-Ära' („Reveal“, <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/REM/Around-The-Sun--Anniversary-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">„Around The Sun“</a> und „Accelerate“) nicht wirklich weltbewegend.
Dem sollte „Collapse Into Now“ tatsächlich die Krone der 2000er-R.E.M.-Veröffentlichungen aufsetzen, denn es bündelte im Grunde alle Stärken der R.E.M.-Zeiten oder wie es Bassist Mike Mills auf den Punkt bringt: „Es gibt einige langsame, richtig schöne Songs, es gibt ein paar nette in mittlerer Geschwindigkeit und dann gibt es noch drei oder vier Rock-Songs.“
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Genau diese Mischung machte die Stärke des letzten R.E.M.-Albums aus, das aus heutiger Sicht wie die Zusammenfassung der Musik-Geschichte dieser amerikanischen Kult-Band klang.
Hinzu kamen noch mehrere hochgradige Duette, sodass PATTI SMITH gleich zwei Songs ihre Stimme verleiht und bei „It Happened Today“ sogar der unvergleichliche PEARL JAM-Sänger EDDIE VEDDER zum Einsatz kommt, um (allerdings nur ziemlich hintergründig) den düsteren Text gemeinsam mit Mills zu intonieren: „This is not a parable / This is a terrible / This is a terrible thing“.
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Außergewöhnlicherweise veröffentlichten R.E.M. zu jedem der 12 Songs ein Musik-Video, um die Bedeutung jedes einzelnen Songs hervorzuheben. Wohl auch schon in der weisen Voraussicht, dass dieses Album und jeder einzelne Song daraus der endgültige R.E.M.-Abg(es)ang seien sollte.
Und auch dass eine Bläserfraktion bei einigen Songs zum Einsatz kommt, tut dem Album gut.
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„Überlin“ ist ein weiterer ungewöhnlicher Song, der unzweifelhaft den Einfluss Berlins, wo sich R.E.M. während der Aufnahme-Sessions aufhielten, präsentiert, wobei gerade das abschließende „Blue“ diesen Einfluss noch deutlicher zum Ausdruck bringt, bis dann in der letzten Minute PATTI SMITH ihre klare Gesangsstimme erhebt, die sich über den bis dahin befremdlich wirkenden Stipe-Sprechgesang erhebt.
Fast das gesamte Album entstand in den Hansa Studios, in den schon ein BOWIE und U2 außergewöhnliche Alben entstehen ließen. Darum stechen einige Songs mit ihrer elektronischen Verspieltheit kombiniert mit akustischer Filigranität aus „Collapse Into Now“ heraus, ohne aber zu gewagt einen Bruch mit den (gewohnten) R.E.M.-Traditionen – wie es mutigerweise eben Bowie oder U2 taten – zu wagen.
Auch wenn Ansätze dazu erkennbar sind.
Auf jeden Fall ein mutiges letztes Album, das bleibenden Eindruck hinterlässt.
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FAZIT: Ihr letztes Album, das 15., wird auch wegen solch illustrer Gäste wie PATTI SMITH und EDDIE VEDDER zum großen Abgesang für R.E.M., indem sie alle rockigen Stärken ihrer Frühphase mit den hymnischen ihrer besonders erfolgreichen Früh-90er-Zeit und ihren Songwriterqualitäten in „Collapse Into Now“ vereinen. Nun als Anniversary-Edition auch auf Vinyl mit beigelegtem Textblatt erhältlich, wie fast alle anderen Alben der amerikanischen Band. Damit darf die Geschichte um den musikalischen Rapid Eye Movement (rasche Augenbewegungen hinter geschlossenen Augenlidern während der Tiefschlafphase) dann wohl endgültig abgeschlossen werden. Gute Nacht!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2023
Mike Mills
Michael Stipe, Patti Smith, Eddie Vedder, Joel Gibb, Scott McCaughey
Peter Buck, Scott McCaughey, Bill Rieflin, Jacknife Lee, Lenny Kaye
Jacknife Lee, Scott McCaughey, Bill Rieflin
Bill Rieflin
Scott McCaughey (Akkordeon), Bläser
Craft Recordings/Concord/Universal Music
40:58
17.11.2023