Mit der Erwähnung von Neil Gaimans Buch „American Gods“ als Inspiration für wenigstens einen Song auf „Love And Order“ schüren RABENGOTT eine nicht zu verachtende Erwartungshaltung an ihre Musik, denn das erwähnte Buch und auch die filmische Umsetzung in der gleichnamigen Serie konnten einem in manchen Teilen auserzählten Genre einige neue und interessante Aspekte einhauchen.
Bezogen auf ihr musikalisches Spielfeld gelingt das RABENGOTT eher weniger bis kaum, denn ihr Gothic-Sound klingt nicht wirklich revolutionär. Ein namentliches Schwergewicht, das doch recht deutlich über diesem Album schwebt, sind die SISTERS OF MERCY und das nicht nur in der eindeutigen Hommage „Kinder der Nacht“.
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Das bedeutet aber nicht, dass die Musik keine Beachtung verdient hätte. Denn ohne Zweifel verkörpert die Band ihren Sound mit der nötigen Hingabe. Die Bandhymne „Rabengott“ steht als rockiger Stampfer gar ein ums andere Mal im langen Schatten von TYPE O NEGATIVE, verzichtet aber auf deren dunkle Romantik.
Die findet sich dafür in „Shadowland“, das als akustische Grabeshymne mit reichlich Pathos und Ohrwurmpotenzial daherkommt und sich mit der Zeit als wesentlich intimer herausstellt als es zunächst den Anschein hat.
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Ein sehr schöner Ansatz ist auch das Instrumental „Abyss“, das mit reichlich Gefühl in den Gitarrenmelodien einiges richtig macht. Allerdings fällt dann doch auf, dass gerade dieser Fokus auf die Instrumente nach einem Drummer aus Fleisch und Blut verlangt. Denn so viel Atmosphäre die Melodien auch erzeugen, das Klackern des Drumcomputers macht die Stimmung nach und nach zunichte.
Der Abschluss „Kollision“ ist dafür wieder gelungen. Nach einem sphärischen Start wandelt sich das Stück zu einer drängenden Tanznummer mit Ohrwurmrefrain. Ein Piano sorgt außerdem für die nötige Portion Romantik, was den Song zu einem Abräumer auf den Tanzflächen der einschlägigen Szene-Clubs machen dürfte.
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FAZIT: Mit dem Albumcover von „Love And Order“ führen RABENGOTT insofern ein wenig auf die falsche Fährte, als dass ihr poppiger Gothic Rock doch sehr gesittet ausfällt. Dafür steht die Musik an sich auf soliden Füßen und arbeitet gekonnt mit manchem Genre-Klischee. Ein wesentlicher Knackpunkt bleibt aber das programmierte Schlagzeug, dank dem sich das Feeling nach und nach verabschiedet.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2023
Denise Kylla
Dennis J. Sennekamp, Pia Lüddecke
Dennis J. Sennekamp, Benjamin Ehrenberg
Pia Lüddecke (Drum-Computer)
Eygennutz Records
38:00
14.04.2023