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Ramkot: In Between Borderlines

Stil: Rock, Metal, Grunge

Cover: Ramkot: In Between Borderlines

RAMKOT kommen aus Gent – und so kurz der Name der zweitgrößten Stadt Belgiens ist, so kurz halten sie uns auch auf ihrem aktuellen Longplayer. Sollte man nicht doch mal wieder eine Diskussion darüber entfachen, dass LP tatsächlich für 'Long' und nicht 'Short' steht, dann würde sie nämlich SP heißen. Wenn RAMKOT aber nur knapp 26 Minuten an Musik auf ihrem (nach zwei EP's) Album-Debüt „In Between Borderlines“ zu bieten haben, dann grenzt das tatsächlich an Materialverschwendung, so hübsch auch das pinkfarbene Vinyl erscheinen mag, denn eigentlich ist das Album bei solcher Laufzeit auch nur eine (weitere) EP.

Schön und gut. Wenn man dann auch noch im Promo-Begleitschreiben lesen darf, dass dieses Album das Ergebnis von zwei Jahren harter Rock- und einem Jahr Studioarbeit ist, dann ist das Ergebnis letztendlich doch ein bisschen zu mager ausgefallen.

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Aber wir können auch anders an „In Between Borderlines“ herangehen und feststellen: Das Album ist kurz und knackig, hat Power ohne Ende, ballert so sehr, als wollte es die Frontmänner von MOTÖRHEAD und NIRVANA im himmlischen 'Grunge-Metalversum' wiedervereinen, um ein ordentliches, festgezurrtes „Tied Up“-Donnerwetter Richtung Erde zu schicken.

Knallhart und rotzig donnert darum gleich der Einstieg ins Album mit „Don't Drop Down“ aus den Boxen. Fette, richtig gut produzierte Sounds treffen dabei auf überraschend gelungen Melodiebögen im Refrain, der uns bedrohlich ankündigt: „You never see it coming / Careful that you don't drop // Down / Don't drop down.“ Dazu noch eine komplexe Schlagzeugeinlage, die Spannung ohne Ende aufbaut, um dann mit genauso viel Schmackes den folgenden Song „Exactly What You Wanted“ einzuleiten, der die Dampframme des Album-Openers ordentlich am Laufen hält und noch dazu fast philosophisch feststellt: „Why did you wonder / (But) I got me thinking about it all.“

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Oh ja, auch wir machen uns Gedanken – oder sollten es wenigstens, wenn wir uns auf die Lyrics hinter diesem Album einlassen, welche wir auf der Innenhülle komplett nachlesen können. Selbst der Gesang passt ideal zu all dem Druck, den RAMKOT aufbauen, und verzichtet dabei (zum Glück) auf jegliche Growl- oder Scream-Ausflüge. Hier zählt mehr die Harmonie als ungezügelte Aggressivität. Und das ist eben die von Können kommende Kunst hinter der belgischen Band, die bewusst den Rockfaden kurzgezurrt in der Hand behält, ohne ihn mit aller Gewalt immer wieder durchschneiden zu wollen.

Stattdessen setzt das belgische Trio auf Abwechslung und manchmal völlig überraschende Hooklines, die sofort ins Ohr gehen. Bestes Beispiel hierfür ist der Eröffnungssong der LP-B-Seite „I Can't Slow Down“, der noch dazu mit einem interessanten Bass-Zwischenspiel aufwartet, das auf etwas ruhigere Klänge setzt. Dazu Gesang, der in gewissen Momenten an KURT COBAIN erinnert. So wird der Song zu einem Highlight auf „In Between Borderlines“.

Am Ende wird es mit „One More“ sogar noch psychedelisch samt einer Prise Exotik. Welch großartige Idee – denn sicher hätte man nach den sieben Songs bis dahin alles andere als diesen Ausflug in die kräutrig vernebelten Gefilde erwartet, die dann noch so richtig explodieren, um zu der abschließenden Feststellung zu kommen: „I'm at the bottom / Give me one more.“
Das nimmt man RAMKOT in diesem Moment voll ab.
Bitte mehr davon und etwas länger!

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FAZIT: Zwei Jahre haben sich RAMKOT, die belgischen Metallisten mit einem feinen Gespür für großartige Melodien, fette Bässe und knackige Riffs, Zeit gelassen, um das am Ende arg kurz geratene Album (knapp 26 Minuten) – das es auch als feine farbige Vinyl-LP zu erstehen gibt, die sich bei diesem gelungenen Sound allemal lohnt – mit acht richtig guten Songs zu füllen, die neben dem Gespür für Härte ein ebenso starkes Gespür für Harmonien sowie spitzenmäßigen Gesang und Ausflüge in exotisch-psychedelische Gefilde aufzubieten haben. Um es kurz zu machen: Wer eine Beschreibung der Musik dieses belgischen Dreigestirns haben möchte, der spiele einfach ein wenig mit dem (in den letzten drei Buchstaben) 'beschissenen' Band-Namen: RAMKOT setzen die Dampframme genauso wie den Rockhammer an und schaffen ihr eigenes 'Ramrock-Genre'.

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Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2023

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (13:24):
  2. Don't Drop Down (4:26)
  3. Exactly What You Wanted (2:33)
  4. Tied Up (2:56)
  5. Heart Shaped Minds (3:29)
  6. <b>Seite B</b> (12:34):
  7. I Can't Slow Down (3:33)
  8. Dancing In A Dream (4:01)
  9. In Between Borderlines (2:20)
  10. One More (2:40)

Besetzung

  • Bass

    Hannes Cuyvers

  • Gesang

    Hannes Cuyvers, Tim Leyman

  • Gitarre

    Tim Leyman

  • Keys

    Hannes Cuyvers

  • Schlagzeug

    Tom Leyman

  • Sonstiges

    Tim Leyman, Hannes Cuyvers (Percussion), Tom Leyman (Hintergrundgesang)

Sonstiges

  • Label

    514/Alive

  • Spieldauer

    25:58

  • Erscheinungsdatum

    17.02.2023

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