Unabhängig von der persönlichen Geschichte von Henry M. RAUHBEIN, der schon einiges im Leben durch hat (u.a. ein schwerer Unfall und der persönliche Weg zurück ins Leben), ist „Herz eines Kriegers“ im vorliegenden Fall schon etwas mehr als nur der plakative Titel für ein Folk-Rock-Album.
Musikalisch mag die Musik kein Novum sein, aber das ist auch nicht notwendig. Denn mit dem nordisch anmutenden Intro und dem folgenden Titeltrack geht es sowohl textlich als auch musikalisch motivierend und lebensfroh zu.
„Herz eines Kriegers“ ist in diesem Fall eine Zustandsbeschreibung, die ehrlich und authentisch wirkt.
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Mit „Feier Frei“, „Fass voller Whiskey“ und „Starkes Bier und Whiskey“ geht’s zu einem Viertel der Tracklist um vergnügliche Exzesse voller Spaß und Alkohol als Kraftelixier. Dabei ist aber stets ein selbstironisches Augenzwinkern zu erkennen, das nicht unbedingt bei jedem Hörer auf Gegenliebe stoßen muss, aber für gemeinschaftliche Gruppengesänge auf der Festival-Party oder der nächtlichen Lagerfeuer-Ekstase mit scharfen Getränken sind die Songs bestes Stimmungsfutter.
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Deutlich spannender klingt die „Ballade vom humpelnden Jack“. Flottes Western-Flair, inklusive leicht verruchtem Flair, das den Cowboy-Spirit nach Irland versetzt. Die angenehmsten Momente sind aber die Songs, in denen RAUHBEIN die eigene Lebensfreude zelebrieren. Dass es dabei nicht immer um Genussmittelkonsum gehen muss, zeigen Songs wie das flotte „Schrei es laut“ oder der angepunkte Ohrwurm „Typen wie wir“, das als Duett mit Micha Rhein (In Extremo, Universum25) den Fuß sofort mitwippen lässt.
Zwar müsste die Melodie, die für „Halt durch“ herhalten musste mittlerweile mal ausgelutscht sein, aber gerade mit ein paar Kaltgetränken im Kopf dürfte der Song für lautstarke Publikumsgesänge und sich in den Armen liegende Besucher führen. Unwichtig zu erwähnen, dass der Text stets aktuell und relevant ist.
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Irgendwie gilt das auch für „Am Arsch vorbei“, das eine gehörige Portion Ironie mitbringt und unweigerlich für gute Laune sorgt, bevor „Bis zum nächsten Mal“ als Abschluss zwar passt, aber so hart an der Kitschgrenze kratzt, dass das Album ohne den Song schlicht besser gewesen wäre. Denn auch mit sehr viel gutem Willen hinterlässt der Song doch einen sehr schalen Schlagergarten-Beigeschmack.
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FAZIT: Abzüglich gewisser Stimmungsausfälle ist „Herz eines Kriegers“ ein sehr positives und lebenbejahendes Album. Damit macht Henry M. RAUHBEIN einiges richtig. Eine musikalische Revolution in Folk oder Rock geht aber sicher anders. Davon abgesehen ist die Platte trotzdem eine nette Möglichkeit, das Hirn auszuhängen und im Moment zu verweilen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2023
Stefan 'Gudze' Hinz
Henry M. Rauhbein, Michael Robert Rhein
Godi Hildmann, Daniel Barbosa
Tobias Langer
Justin Ciuche (Geige), Oliver Schaad (Akkordeon, Kontrabass), Jann Engel (Cello, Maultrommel)
Soulfood Music
42:47
07.07.2023