Wer hätte das gedacht? Da kommt eine Band mit dem nichtssagenden Namen RAUM27 und dem positiv betitelten „Anfangen Anzufangen“ um die Ecke und liefert ein Hit-Feuerwerk an modernem Pop ab.
Die Texte drehen sich dabei um die Themen, die einen Großteil der Menschen (nicht nur der Jugend) gegenwärtig beschäftigen: Soziale Vereinsamung durch die Social Media-Filterblase, der steigende psychische Druck, der die Menschen immer weiter voneinander entfernt und natürlich die Liebe.
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Dabei finden sich auch thematische Aufreger wie „Das Klima wieder hin“, bei denen die Fronten mittlerweile doch sehr verhärtet sind (sowohl auf Seiten der Klimaaktivisten, Stichwort: „Letzte Generation“, als auch bei denjenigen, die diese als ideologisch verblendet und rücksichtslos, ansehen).
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Ungeachtet der Themen ist die Musik dieses Duos aber eine schöne Angelegenheit, vorausgesetzt man ist modern tönendem Pop mit wesentlichem Fokus auf potenzielle Single-Kandidaten nicht abgeneigt.
Völlig egal welcher Song herausgepickt wird, alle Nummern sind perfekt auf den Shuffle-Modus der Spotify-Playlist zugeschnitten.
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Klingt aber deswegen alles gleich?
Nein. Vielmehr funktioniert „Anfangen Anzufangen“ im Albumformat doch hervorragend.
Nach dem motivierenden Titeltrack folgt mit „Sommerregen“ eine musikalische Romanze, ehe der „Plattenbaum“ die Landflucht ins Gegenteil verkehrt und die Liebe zur Stadt in einem resignierten, aber musikalisch hibbeligen Ohrwurm herausschreit.
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Sicherlich wirkt dieses Album in weiten Teilen stromlinienförmig. Aber um mal einen vielleicht gar nicht so weit hergeholten Vergleich zu wagen: Eine Inspiration für dieses Debüt könnten, u.a. auch Bands wie die ROGERS gewesen sein. Warum? Weil sich trotz aller Poppigkeit der Musik ein gewisses 'Genervt-sein' in den Texten und der Attitüde von RAUM27 findet.
Egal ob es in „Frida“ um die Schattenseiten der Liebe und um Einsamkeit geht, oder ob es in „Vermiss Dich“ die rockenden Töne und die trotzige Energie im Refrain sind, die eben genau wie Punkrock von den tagtäglichen Tragödien in einem noch jungen Leben singen.
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Über die Rap-Parts in „Lash“ wird sicher der eine oder andere Hörer stolpern, aber der Song fügt sich doch passend in den Albumfluss ein. Die Klavierballade „Bremen“ sorgt dann für einen klanglichen Kontrast und die textliche Auseinandersetzung mit der Heimatstadt der Musiker, aber auch dem Begriff „Heimat“ an sich, wirkt gelungen. Vor allem stimmlich werden hier dezente Erinnerungen an einen weniger kratzigen HENNING MAY wach.
Am Ende geht’s in „Oft gesagt“ nochmal um unerwiderte Liebe und vergebliche Mühen. Allerdings kommt das Thema diesmal als spritziger Ohrwurm mit Tanzpotenzial daher, der „Anfangen Anzufangen“ energisch beschließt.
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FAZIT: Was es mit dem Bandnamen auf sich hat, erklärt „Anfangen Anzufangen“ nicht. Aber RAUM27 haben ein über weite Strecken tanzbares Pop-Album im Gepäck, mit dem sie sich durchaus als Stammgäste in den einschlägigen Playlisten der Streaming-Anbieter vorstellen. Allerdings funktioniert dieses Debüt doch als Album, was zumindest von einer gesunden Haltung gegenüber dem Genuss von Musik zeugt. Dass die Musiker wissen, was sie tun, stellen die Songs ohnehin klar.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.06.2023
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