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Redemption: I Am the Storm

Stil: Progressive Metal

Cover: Redemption: I Am the Storm

"Wir gehören nicht zu jener Sorte Musiker, die sich ständig neu erfinden müssen" - ein bemerkenswertes Statement für jemanden, der seine Musik progressiv nennt, doch Nick van Dyk und REDEMPTION sind ja beileibe nicht die Einzigen oder gar Ersten, die Prog Metal zu einer sich innerhalb klar umrissener Grenzen abspielenden Stilistik gemacht haben. Dementsprechend gilt für jedes weitere Album des Projekts das mehr oder weniger Gleiche wie für die vorangegangenen.

Mit Bezug auf das abermals von van Dyk selbst produzierte neue Werk heißt das: eine ausufernde Gesamtspielzeit, in deren Verlauf sich eine souveräne und nie zu leicht vorhersehbare Gratwanderung zwischen verspielter Härte, eingängigen Melodien und hoher Emotionalität vollzieht. Da Evergrey-Kopf Tom Englund mittlerweile als REDEMPTION-Frontmann etabliert ist, stehen sich die beiden Acts so nahe wie nie zuvor.

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Bloß haben die Schweden mit Verlaub mehr kompositorisches Talent, wohingegen man bei van Dyk immer argwöhnen möchte, er müsse auf Gedeih und Verderb möglichst viele Ideen in seine Songs zwängen. "I Am The Storm" beginnt zunächst ähnlich vielversprechend und zielgerichtet wie sein fünf Jahre zurückliegender Vorgänger "Long Night’s Journey Into Day". Die ersten Tracks sind vergleichsweise kompakt und ganz schön heavy, kreisen um Englunds Vocals und sprechen den Durchschnitts-Proghead vor allem mit den Kabinettstücken von Drummer Chris Quirarte an.

Hölzerner wird das Songwriting nach vier, fünf Songs, wobei das achteinhalbminütige ´Remember The Dawn´ der einzige Longtrack der Platte ist, der seine Dauer mit ansprechender Dramaturgie rechtfertigt. ´Action At A Distance´ und ´All This Time (And Not Enough)´ bremsen REDEMPTION aus und wären mit jeweils deutlich unter zehn Minuten Laufzeit prägnanter respektive effektiver ausgefallen. Hardliner mag auch das nicht stören, aber am Ende sprechen wir hier eben nicht von Dream Theater, sondern sehen eine nach wie vor im geradlinigen Power Metal verwurzelte Gruppe.

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Als solche ermüden van Dyk und Co. - Gastmusiker diesmal: Chris Poland (ex-Megadeth) und Henrik Danhage (Evergrey) - mit selbstverliebtem Herumgeriffe und Gedudel, wobei der Remix von ´The Emotional Depiction Of Light´ mit Fokus auf Keyboarder Vikram Shankar schlicht Füllmaterial darstellt. Unverständlich zudem, warum das gelungene Genesis-Cover ´Turn It On Again´ mittendrin steht, wohingegen ´Red Rain´ von Peter Gabriel logischerweise am Ende platziert wurde.

FAZIT: Man mag es Jammern auf hohem Niveau nennen, doch "I Am The Storm" ist nicht nur hinsichtlich der längst stagnierten Entwicklung von REDEMPTION zu lang. Die Band walzt ihren angeproggten Riff-Metal bei aller Melodiösität schonungslos aus und badet sich in Pathos, wo ein kürzerer Atem richtig geile Songs aushauchen würde, wie vor allem das erste Drittel des Albums beweist. Wer auf diese Weise auf der Stelle tritt, muss sich nicht wundern, wenn er nur den Bekehrten predigt - aber vermutlich will die Gruppe genau das. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/5da0bc802dcc427b818e28c2514775ca" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2023

Tracklist

  1. 01] I Am The Storm
  2. 02] Seven Minutes From Sunset
  3. 03] Remember The Dawn
  4. 04] The Emotional Depiction Of Light
  5. 05] Resilience
  6. 06] Action At A Distance
  7. 07] Turn It On Again
  8. 08] All This Time (And Not Enough)
  9. 09] The Emotional Depiction Of Light (Vikram´s Remix)
  10. 10] Red Rain

Besetzung

  • Bass

    Sean Andrews

  • Gesang

    Tom S. Englund

  • Gitarre

    Nick van Dyk, Simone Mularoni

  • Keys

    Vikram Shankar

  • Schlagzeug

    Chris Quirarte

Sonstiges

  • Label

    AFM / Soulfood

  • Spieldauer

    71:18

  • Erscheinungsdatum

    17.02.2023

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