Richard Kersten ist der Sohn einer britischen Mutter und eines deutschen Vaters. Mit elf zog die Familie von Newcastle nach Frankfurt. Schon früh begeisterte er sich für die Musik der BEATLES, was dazu führte, dass er Gründungsmitglied der BEATLES REVIVAL BAND wurde, die in den Siebzigern gern und oft durch Deutschland tourte und damit einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte. Sozusagen einer der Prototypen jener Bands, die heute selbst größere Hallen als recoverte BEATLES (THE ANALOGUES), GENESIS (THE MUSICAL BOX, REGENESIS), PINK FLOYD (ECHOES, THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW) oder QUEEN (ONE VISION OF QUEEN), technisch auf hohem Level, unsicher machen.
Irgendwann hatte Kersten die Nase vom Nachspielen der bekannten Songs voll, stieg bei der REVIVAL BAND aus und schrieb eigene Lieder, die an seine Vorbilder gemahnten. Als er den Drummer und Produzenten Marcus Ghoreischian traf, kam die Idee auf, einige dieser Stücke in modernem Soundgewand aufzunehmen. 2005 und 2006 gingen die beiden Musiker ins Studio und spielten vorliegendes Album ein.
„Die Aufnahmen […] wurden sorgfältig abgemischt und aus verschiedenen Gründen seinerzeit nicht veröffentlicht [abgesehen von einer auf 2000 Exemplare limitierten Privatpressung]“, stellt der Pressetext lapidar fest.
Jetzt hat sich die Klangschmiede Bear Family des Werks angenommen und publiziert „Inspired By The Beatles: Sippin‘ Lemonade In The Sunshine“ auf Vinyl mit beiliegender CD. Wie zu erwarten, ist der Sound warmtönend und filigran. Musikalisch orientiert sich das Duo am Output der mittleren und späten BEATLES, trifft Ton und Stimmung ziemlich genau. Ohne die abgründigen Sphären zu erreichen, die den BEATLES-Songs zumindest hintergründig innewohnten. Die Texte sind auch nicht auf der Höhe der originalen Lyrics, gehen aber als nachempfundene Hommagen und Zitatsammlungen gut durch.
Das Album strapaziert nicht nur Gitarren, Bass und Schlagzeug, auch das „Strawberry Fields Forever“-Mellotron kommt gut und gerne zum Einsatz, ein Drumcomputer findet gelegentlich Einzug ins Programm. Nicht nur gesanglich erinnert die musikalische Melange an Tom Pettys Wirken im Windschatten der Fab Four, wobei Pettys Stücke eigenständiger komponiert und umgesetzt wurden.
Das mittlere Level einer durchschnittlichen George Harrison- oder Ringo Starr-Soloscheibe erreichen Richard Kersten & Marcus Ghoreischian mit ihren wohlklingenden Weisen anstandslos.
FAZIT: Die BEATLES sind tot, es leben die BEATLES. Der Titel von Richard Kerstens & Marcus Ghoreischians Kooperation verrät bereits seinen Inhalt: „Inspired By The Beatles: Sippin‘ Lemonade In The Sunshine“. Kersten und sein Mitstreiter betreten die Arena mit einem klaren Vorsatz und ziehen den gekonnt durch. Ein distinguiertes, wohltemperiertes, überwiegend kitschfreies Album, das die Musik der Liverpooler mit Geschick paraphrasiert. „Nothing to get hung about, strawberry fields forever“ passt als Motto und musikalischer Fixpunkt. Dazu ist das freundliche Werk ansprechend produziert. (Nicht nur) der geneigte BEATLES- Intimus kann das Limonaden-Gebräu reuelos goutieren.
PS.: Das Album wird nur auf Vinyl mit beiliegender CD veröffentlicht.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/kCSi5FNKJpY" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.04.2023
Robby Mathes
Richard Kersten, Glenn Turner
Richard Kersten, Glenn Turner
Frederik Faint
Marcus Darius (Ghoreischian)
Bear Family
38:26
06.04.2023