Die Wurzeln des norrländischen Projekts SAIVA reichen tief hinab in die Dunkelheit von schwarzmetallischem Folk Black Metal (Lönndom) sowie geisterhaftem Black Metal (Armagedda). Auf der Single "Inlandsvinter" lädt nun Andreas Pettersson (Nordvis-Betreiber und musikalischer Tausendsassa) Ludwig Swärd von Forndom zum Gastspiel ein, und somit mag es kaum überraschen, dass die Musik derweil zum Ambient neigt.
Selbiger erinnert mit seiner vereinnahmenden Atmosphäre sowie dem entrückten Klangbild an jene Black-Metal-Freigeister, für die ambiente Klänge zur DNA gehören, namentlich Burzum, Negura Bunget oder Vemod.
"Giesiekevárrie" überwindet die Monotonie des von Vikernes geprägten Minimalismus, indem ähnliche Synthie-Melodien deutlich reger variiert werden. Bei der zweiten Komposition "Snövals över Rajvoheden" handelt es sich um eine Gemeinschaftsarbeit mit Ludvig Swärd von Forndom, der das Nordvis-Hauptquartier im März 2023 besuchte, die Kannel einspielte und zur Musik passende Videosequenzen filmte. <i>"Mit diesem Video wollte ich einen ehrlichen Blick auf das dünn besiedelte Hinterland von Norrbotten werfen“</i>, so Pettersson. <i>„Es handelt sich um eine Region, die zwischen der Küste und den Bergen liegt und oft vergessen und vernachlässigt wird. Zudem wollte ich eine der maßgeblichen Inspirationsquellen von SAIVA abbilden – nicht ohne einen düsteren Aspekt: Das Video dokumentiert auch die fortschreitende Abholzung, ein großes Problem, das seit Jahrzehnten besteht.“</i>
"Snövals över Rajvoheden" ginge wohl auch problemlos als Forndom-Komposition durch, und die musikalische Kooperation von Andreas Pettersson und Ludvig Swärd ist unter dem Nordvis-Banner eine der naheliegendsten. Die Verschmelzung der Kannel-Klänge mit dem hoch melodischen Ambient gelingt spielerisch souverän, wobei die auf der Zither beschwingt intonierte Tonfolge an "Fjelltronen" erinnert, ohne dessen schwere Melancholie zu verströmen.
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FAZIT: Das überfällige Lebenszeichen von SAIVA in Form dieser beiden Songs eröffnet im Handumdrehen eine neue, gleichwohl für Burzum-, Wongraven- oder eben Forndom-Hörer vertraute Klanglandschaft, in der sich typischerweise die Weite des nordschwedischen Samilandes spiegelt. Auch ohne die bisherige Instrumentierung gerät die musikalische Landschaftsmalerei eindringlich und unverkennbar nordisch. Die Vorfreude auf das zweite Langspielalbum wächst.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2023
Andreas Pettersson
Ludvig Swärd (Kannel)
Nordvis
12:12
24.03.2023