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Salaman Isku: Le voyage nocturne

Stil: Psychedelic Rock

Cover: Salaman Isku: Le voyage nocturne

SALAMAN ISKU huldigen auf „Le voyage nocturne“ der halluzinogenen Wirkung von Mescalin und der Pflanze, aus der die Substanz gewonnen wird: Dem Mescalin-Kaktus, der in Mexico beheimatet ist. Julien J. Neuville, der alleinige Kopf hinter der Band, ist dagegen in Frankreich ansässig, was vielleicht auch sein Verständnis von Kunst auf eine gewisse Weise prägt.
Zwar klingt der psychedelische Gitarrenrock des Herren, gemessen an dem, was die französische Musikszene in vielen Teilen sonst so abwirft, sehr zugänglich, aber Leichtigkeit ist auch hier nicht die Triebfeder der Musik.

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Das Album verbindet Elemente aus der progressiven Sparte der Rockmusik mit mancher metallischen Referenz und einer folkloristischen Note, die in einigen Momenten für die Schrägheit des Sounds (mit)verantwortlich ist. Aber auch wenn hier und da u.a. schiefe Flöten für Ohrenschmerzen sorgen („Le rêve“), klingt die Musik durchaus interessant.
Diverse Psychedelica, eigenwillige Gitarrentöne voller überdrehter Hektik und stimmliches Krächzen werden in einen Topf geworfen, dann nochmal kräftig umgerührt, ehe das Gebräu über dem Hörer ausgekippt wird. In der erstmal krude wirkenden Mixtur lassen sich trotzdem einige interessante Ansätze ausmachen.
Jeder Song wirkt wie eine Art Kapitel im Rahmen einer Traumreise. „Le crépuscule“ könnte das langsame Wegdämmern sein, der Zustand zwischen Wachen und Schlafen, wonach „L’initiation“ die Hektik eines Albtraumes mit allerlei Verzerrungen und seltsamem Flüster-Krächzen auf die Spitze treibt. Im Titeltrack kommt eine weitläufige Ebene hinzu, welche dank des Einsatz' von elektronischen Effekten an eine Weltraumreise erinnert, ehe das gemächliche „La contemplation“ so etwas wie die Rückkehr in vertrautes Terrain darstellt. Es klingt wärmer, freundlicher (wenn man so will) und ein anfängliches Gefühl von zaghafter Harmonie stellt sich ein.

Das bereits erwähnte „Le rêve“ kommt diesem Gefühl zwar ein Stück weit in die Quere, denn die Flöten klingen auch mit gutem Willen und Engelsgeduld so dermaßen schräg, dass es wehtut, aber gerade in puncto Gesang bringt das Stück einen ätherischen Charakter in die Musik ein, der sich im Abschluss „L’aurore“ in beinahe angenehmer Ruhe auflöst. Auch hier beißt sich die eine oder andere Gitarrenakrobatik mit der grundlegenden Stimmung der Musik, aber am Ende stellt sich ein gewisses Gefühl von 'Angekommensein' ein. Fragt sich nur, wo diese Ankunft letztendlich stattfindet, denn der Hörer hängt doch ein wenig in der Luft nachdem der letzte Ton verklungen ist.

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FAZIT: Auch wenn der musikalische Ansatz von SALAMAN ISKU grundsätzlich interessant ist, bleibt diese Art psychedelischer Experimentierfreude Geschmacksache und verlangt nach der Geduld des Hörers. Wird diese aufgebracht, lassen sich die ein- oder andere interessante Schattierung im Instrumentalbereich, oder auch in Sachen Stimmung erkennen. In Gänze klingt „Le voyage nocturne“ etwas zu freigeistig, um sich als langfristiger Gast im abendlichen Musikprogramm zu etablieren.

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2023

Tracklist

  1. Le crépuscule
  2. L’initiation
  3. Le voyage nocturne
  4. La contemplation
  5. Le rêve
  6. L‘aurore

Besetzung

  • Bass

    Julien J. Neuville

  • Gesang

    Julien J. Neuville

  • Gitarre

    Julien J. Neuville

  • Schlagzeug

    Julien J. Neuville

Sonstiges

  • Label

    Bitume

  • Spieldauer

    29:12

  • Erscheinungsdatum

    21.06.2023

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