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Sermon: Till Birth Do Us Part

Stil: Doom- und Death-Metal

Cover: Sermon: Till Birth Do Us Part

Todesdoom ohne menschlichen Schlagwerker?
Was zunächst wie ein Tabu erscheint, funktioniert bei SERMON sehr gut. Das Trio aus dem türkischen Izmir hat sein Debüt auch nicht grundlos „Til Birth Do Us Part“ genannt. In der Geburt jeden Lebens liegen Tragik und Feierlichkeit nah beieinander: Einerseits verlässt das neue Leben den Schutz seiner nährenden Hülle, wird gewissermaßen ins Unbekannte gestoßen, ob es will oder nicht. Andererseits liegt genau in diesem unausweichlichen Prozess eine Chance. Die Chance auf neue Erfahrungen und Entwicklung.

Musikalisch fokussieren sich die Musiker zwar eher auf den tragischen Aspekt der Geburt, denn schleppender Todesstahl mit beklemmender Melodik und tiefsitzender Trauer ist jetzt nicht wirklich Sonnenscheinklang, aber alles andere wäre angesichts des Albumtitels und des Covers auch eher fehl am Platz.
Aus instrumentaler Sicht ist es zunächst mal interessant, dass wohl kein fleischlicher Drummer auf dem Album zu hören ist und die Kesselklänge ausschließlich aus der elektronischen Konserve kommen. Hier zeigt sich wiederum, dass die digitale Technik sowohl Segen als auch Fluch sein kann, denn der Sound klingt keineswegs plastisch oder platt, aber das Wissen, dass eben kein Musiker notwendig ist, um solche Musik zu betreiben, hinterlässt schon einen gewissen Beigeschmack.
Aber sei’s drum: „Till Birth Do Us Part“ klingt gleichsam bedrückend und schmerzhaft, wie auch sehnsüchtig, vielleicht sogar fatalistisch. Letztere Qualitäten werden u.a. in „Flawless Entropy“ ausgiebig zelebriert. Eine sehnsüchtige Violine gestaltet den Einstieg beinahe tränenreich, ehe sich die Todeswalze langsam voranschiebt. Dezente Keyboards sorgen für eine zusätzliche Schwere, die auch immer wieder in den Texten zu finden ist. Auffallend ist hierbei, dass jedes musikalische Zahnrad ins andere greift und so vom ersten bis zum letzten Song der Eindruck entsteht, einer stringenten Geschichte zu lauschen.

Würde das Album als eine Art Heldenreise ausgelegt, dann könnte „Destined to Decline“ nicht nur dank seinem Titel die vertonte Krise innerhalb einer eh schon dunklen und eher schwarzgetönten Schrittfolge sein. Die Keyboards, die wehklagende Violine: Alles scheint einen emotionalen Abgrund hinabzustürzen, ehe „Gnostic Dissensus“ wie die Überwindung dieser Krise erscheint. Nicht nur der Groove wird flotter, auch die Melodien klingen feierlicher, fast wirkt es so, als wollen SERMON hier sowas wie Positivität verbreiten.
Dazu ist der Sound dann aber doch zu sehr im Todesmetall verhaftet und auch der Abschluss „The Jupiterian Effect“ wirkt mit seinem leichten Gothic-Touch nicht wirklich lebensbejahend. Das Stück wurde dramaturgisch sehr passend platziert, denn diese gewisse Erhabenheit, die verspielten Gitarrensoli erzeugen einen interessanten Kontrast zur grundlegend pessimistisch erscheinenden Ausrichtung des Albums. Am Ende wird also doch wenigstens in Schönheit gestorben.

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FAZIT: SERMON können auf „Till Birth Do Us Part“ durchaus mit Qualität überzeugen, selbst wenn das Genre nicht neu erfunden wird. Für die ganz dicke Gänsehaut fehlt es der Musik zwar noch am entscheidenden Quäntchen Eigenständigkeit und Tiefgang, aber nichtsdestotrotz überzeugt dieses Debüt durch seine Qualität.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2023

Tracklist

  1. Posthomous
  2. Sliver/Splinter
  3. Flawless Entropy
  4. Requitement
  5. Cerulean
  6. Destined to Decline
  7. Gnostic Dissensus
  8. The Jupiterian Effect

Besetzung

  • Gesang

    Harun Altun

  • Gitarre

    Durmus Kalin, Cem Barut

  • Keys

    Durmus Kalin

  • Sonstiges

    Durmus Kalin (Schlagzeugprogrammierung)

Sonstiges

  • Label

    Bitume Records

  • Spieldauer

    56:46

  • Erscheinungsdatum

    10.02.2023

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