SEVEN IMPALE sind wohl verkappte Bergsteiger. Zumindest gehen sie mit „Summit“ nicht nur namentlich auf Gipfeltour. Allerdings halten die Norweger wenig bis nichts vom direkten Weg. Nach dem Motto: „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?“, erschaffen die Musiker eine vielschichtige Klangreise durch die farbenfrohe Welt verkopfter Musik. Hier werden Jazz und Progressive Rock zu einem brodelnden Gemisch verrührt, das anfangs erschlägt, mit der Zeit aber durch seinen Facettenreichtum überrascht.
Dass die Musiker dabei mitunter ziemlich frei drehen, sollte angesichts des Genres klar sein. Dass die Musik unterm Strich aber zugänglicher ausfällt als erwartet, überrascht dann doch etwas. Denn auch wenn die einzelnen Instrumente, allem voran das Saxofon, gerne und oft freigeistig agieren, folgen die Songs stets einer Struktur.
Ihrem progressiven Genre entsprechend, brodelt die Musik wie heißes Wasser im Kochtopf, ist immer wieder kurz davor, sämtliche Grenzen zu sprengen, zieht sich aber genauso unvermittelt in erkennbare Songstrukturen zurück. Natürlich klingt das fürs ungeübte Ohr vielleicht chaotisch, aber das Chaos verkommt hier nie zum Selbstzweck.
Vielmehr baut jeder ruhige Ton, jedes abgehackte Stakkato und jede klangliche Schrägheit auf ein präzise zurechtgeschliffenes Fundament, wodurch die Musik nachvollziehbar bleibt. Um einen Vergleich zum Cover zu ziehen: „Summit“ will den Gipfel der instrumentalen Extravaganz erstürmen, legt aber Wert darauf, zugleich eine fordernde Ausdauereinheit zu sein und erst kurz vor der totalen Erschöpfung am Ziel anzukommen. Da passt es nur zu gut ins Bild, dass „Sysiphos“ am Ende verspielt und leichtfüßig tönt, denn erschöpfte Geister sollen mit Entspannung belohnt werden, selbst wenn sie am Ende nie den Gipfel erreichen.
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FAZIT: „Summit“ wird seiner Genrebezeichnung des Progressive Jazz-Rock mehr als gerecht und ist alles andere als „easy listening“. Zugleich schaffen es SEVEN IMPALE, eine interessante und intensive Stimmung zu kreieren, die das Material davor bewahrt, in zu kopflastigem Instrumental-Fetisch zu versanden. Zwar gibt es in puncto Fingerakrobat eine Menge zu entdecken, aber die Musik spricht eben nicht nur den Kopf, sondern besonders intensiv auch Leib und Seele an.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.08.2023
Tormod Fosso
Stian Økland, Fredrik Mekki Widerøe, Håkon Mikkelsen Vinje
Erlend Vottvik Olsen, Fredrik Mekki Widerøe, Stian Økland
Håkon Mikkelsen Vinje
Fredrik Mekki Widerøe
Benjamin Mekki Widerøe (Saxophon)
Karisma Records
43:57
26.05.2023