Zurück

Reviews

Ulvhedner: Fjosmetall

Stil: Folk Black Metal

Cover: Ulvhedner: Fjosmetall

Wer den 30. Geburtstag der Band mit dem dritten Langspielalbum feiert, dem könnte ein Hang zur Gemütlichkeit angedichtet werden, und in der Tat frönen ULVHEDNER aus dem norwegischen Rogaland auf "Fjosmetall" einer epischen Variante von Folk Black Metal, die kein bisschen Gefahr läuft, mit Speed- oder hastig gedreschtem Metal verwechselt zu werden.
Dass es sich bei "Fjosmetall" bzw. "Metal aus der Scheune" um solide Handarbeit handelt, deutet bereits ein Blick auf die als Cover Artwork dienende Illustration von einfachem Volk an, das im Schatten der Berge das karge Land für den Ackerbau nutzbar zu machen sucht.

Nichts glänzt auf diesem Album so wie die Melodieführung der Leadgitarristen – der aus Gründungstagen neben Drummer Arild verbliebene Svein Terje und ihre neuen Mistreiter Ove und Steinar wechseln sich an dem Instrument ab – deren Darbietung vor allem im Zusammenspiel mit dem Klargesang hier und da Erinnerungen an die Landsmänner Myrkgrav (r.i.p.), Windir (r.i.p.) und Voluspaa (…?) weckt. Phasenweise schmiegt sich das Keyboardspiel an jene Melodien kitschig an, oft ist es jedoch kaum bis gar nicht zu hören, und dem rustikal-bäuerlichen Stil der Norweger kommt das zugute. Nichts drängt hier zur Eile, nichts wird überflüssig in die Länge gezogen, sechs Songs nebst Intro bringen es auf eine knappe Dreiviertelstunde Spielzeit, in welcher sich "Fjosmetall" mit sprödem Charme und solider Rhythmuseinheit entfaltet. Black Metal ist zwar als Ausgangsbasis unverkennbar, doch längst nicht in der Schärfe, in der einst Borknagar und Ulver begannen, norwegische Landschaften musikalisch zu interpretieren. Stattdessen steht oft rustikaler Folk im Vordergrund, der metallisch mit Ecken und Kanten vertont wird. Das verleiht ULVHEDNERs Musik eine Eingängigkeit, der sich Fans dieses speziellen Genres schwerlich werden entziehen können – dafür wohnt mancher Melodie einfach etwas zu Schönes oder Mitreißendes inne. Über das Rustikale kommen ULVHEDNER auf "Fjosmetall" gleichwohl nicht hinaus, wobei eine Erweiterung des Instrumentariums keineswegs unmöglich scheint: Manche Melodie könnte auch begleitend auf einer landestypischen "Fiedel" intoniert werden, ohne das metallische Reinheitsgebot grundsätzlich zu gefährden.

<center> <iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/rJGSozL3hqQ?si=9sEK6WsriwWMQdG-" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

FAZIT: Auch wenn das erneuerte ULVHEDNER-Line-Up im Videoclip zu "Arbeid I Skogen" zur Säge greifen, so reißt es musikalisch keine Bäume aus, sondern zockt bodenständigen Folk Black Metal auf so gemütlich-entspannte Weise, dass mancher auf garstigen Krach getrimmte Rumpelwicht hurtig das Weite suchen dürfte. Wem hingegen das Bäuerliche bereits bei Myrkgrav oder Windir behagte, der dürfte "Fjosmetall" ebenfalls schätzen lernen. Auch wenn sich das Album nicht aus dem Schatten der Klassiker herausbewegt, klingt es ungemein sympathisch – zumindest in den Ohren eines bekennenden Dorfdepps.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.12.2023

Tracklist

  1. Ljåsmeden
  2. Heimatt
  3. Arbeid i skogen
  4. Traust
  5. Øve nuten
  6. Gravhaugen
  7. Ned i nordvest

Besetzung

  • Bass

    Svein Terje N. Solvang

  • Gesang

    Bjørnar Lien Austerheim, Svein Terje N. Solvang

  • Gitarre

    Svein Terje N. Solvang, Steinar Enlid, Ove P. Johnsen

  • Keys

    Sigbjørn J. Nordvik

  • Schlagzeug

    Arild Hodne

Sonstiges

  • Label

    Hellstain Productions

  • Spieldauer

    42:54

  • Erscheinungsdatum

    15.12.2023

© Musikreviews.de