Auch wenn nicht nur in Gourmet-Kreisen der Grundsatz gilt: „Viele Köche verderben den Brei“, so trifft diese Weisheit in vielerlei Beziehung immer wieder zu – oftmals auch im Progressive Rock.
Dass es diesbezüglich auch anders geht, beweisen seit Ewigkeiten schon THE SAMURAI OF PROG oder das derzeit völlig zurecht begeistert aufgenommene und angesagte <a href="http://www.musikreviews.de/interviews/04-02-2023/MAREK-ARNOLD--THE-ARTROCK-PROJECT/" target="_blank" rel="nofollow">ARTROCK PROJECT von MAREK ARNOLD</a> mit über 50 Musikern aus aller Welt.
Ähnlich breit aufgestellt sind nunmehr auch die ökologischen Mahner des Progressive Rock: UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY, bei denen dereinst Marek Arnold ebenfalls sehr aktiv war, am Start, auch wenn sie nicht die sehr hohe Qualität der Arnold-Kollaboration erreichen können, da sie mitunter einfach zu viel wollen und dabei in ein paar deutlich zu pathetische und in die Länge gezogene Momente auf ihrer Doppel-CD, die im Sinne der ebenfalls erhältlichen 3-LP-Ausgabe in sechs Seiten aufgeteilt ist, abrutschen. Dafür gibt’s zu der opulent gestalteten CD-Ausgabe (vierflügeliges kunterbuntes Digipak samt 32-seitigem Booklet mit allen Texten, bis auf die der Bonus-Beigabe) noch eine Bonus-CD der ROMANTECHS (Im Grunde eine abgespeckte Version von UNITOPIA!), die ganz ähnlich klingt wie das UPF-Doppel-Album, mit dazu.
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Und da die knapp 70 Bonus-Minuten wirklich lohnenswert sind, kommt man eigentlich um die 3-CD-Ausgabe von „Planetary Overload Part 2: Hope“ nicht herum.
So wechseln sich (auf allen drei CD's) großartig Prog-Stücke – natürlich gibt’s auch einen über 20 Minuten andauernden Longtrack mit dem ambitionierten, sich durch die unterschiedlichsten Musik-Genre tastenden „Being Of Equal“ auf „Planetary Overload Part 2: Hope“ zu entdecken – mit, besonders zum Ende des Doppel-Albums hin, belanglos aufgeplusterten hymnischen Balladen ab, sodass mitunter der Eindruck entsteht, hätten sich UPF nur auf die starken Prog-Titel samt hoffnungsvoller Öko-Botschaft beschränkt, dass auch eine 70 Minuten lange CD - statt des über 120 Minuten langen CD-Doppeldeckers - ausgereicht hätte.
Der Anfang des Albums ist jedenfalls, auch dank des KING OF AGOGIK-Schlagzeugers Hans Jörg Schmitz, mit „Hope Is / Drums Of Hope“ sehr verheißungsvoll.
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Hier wartet bereits nach 5 Minuten gleich 'Hoffnungsgetrommel' mit einem umfangreichen Schlagzeug-Solo der Extraklasse auf uns und auch all die weltmusikalischen Elemente, die bereits in den ersten Song einfließen, wecken beim Hören immer wieder so ein entfernt-entrücktes YESsches „Tales Of The Topographic Ocean“-Gefühl.
Im folgenden Song gibt’s zudem noch ein paar Jazz-Emotionen samt Trompete auf die Ohren, die noch dazu mit einer deutlichen Schlagseite Richtung PETER GABRIEL – auch durch den unglaublich ähnlichen Truack-Gesang – versehen werden. Ein wirklich starkes Stück! Wenn das zwei CD's und eine Bonus-CD lang so weiter gehen sollte, dann erwartet uns hier ein Prog-Meisterwerk des Jahres 2023!
Und…
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...es geht leider nicht dauerhaft so weiter!
Denn zu viel Pathos und zu viel Öko-Botschaft wirkt sich dann doch negativ auf ein spannend angedachtes Konzept aus.
Selbst wenn einem beim Hören des letzten Kapitels der <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2014/United-Progressive-Fraternity/Fall-In-Love-With-The-World/" target="_blank" rel="nofollow">Love</a>/<a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2019/United-Progressive-Fraternity/Planetary-Overload-Part-1-Loss/" target="_blank" rel="nofollow">Loss</a>/Hope-Trilogie von UPF (lang: UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY) immer wieder die Prog-Helden der 70er-Jahre, wie YES und GENESIS der Gabriel-Ära oder auch deren Nachfolger wie KAIPA und die FLOWER KINGS in den Sinn kommen und STEVE HACKETT höchstpersönlich beim bereits benannten Longtrack zur 'Fernandez Sustainer Gitarre' greift. Sogar die poppiger orientierten, sich mit ähnlich weltmusikalischen Absichten wie UPF durch die Szene bewegenden SACRED SPIRIT oder DEEP FOREST schlagen die eine oder andere Schneise durch den UPF-Dschungel.
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Der über 20 Minuten andauernde Longtrack zieht allerdings – wahrscheinlich auch durch die Herausforderung, dass Mr. GENESIS-Hackett daran mitwirkt – so in etwa alle progressiven Register und ist Erste-Sahne-Seventies-Prog, was besonders an den sehr namhaften Gästen, die auf „Being Of Equal“ mitwirken, liegt, wie beispielsweise besagter STEVE HACKETT oder RYO OKUMOTO und HASSE FRÖBERG. Hier trifft also GENESIS auf SPOCK'S BEARD und die FLOWER KINGS…
Überhaupt strahlt das gesamte Album genau diese Atmosphäre aus, die einen andächtig lauschend in Erinnerungen versetzt, die wir genau von diesen und ähnlichen Bands nur zu gut kennen und lieben gelernt haben.
Natürlich pflastern auch wieder Naturgeräusche samt jeder Menge Vogelgezwitscher, Lagerfeuergeknister, Schritte, die durch einen Wald wandern usw. den UPF-Weg und es werden als Übergänge kurze, durch einen Erzähler gestaltete Passagen eingebaut.
So wird ein Album, das einen oft an die spätere Gabriel-“Up“-Ära erinnert, mit MILES DAVIS-Trompete in „Reprise“, Flöten- und Geigentöne ohne Ende, die auf den extrem intensiven Einfluss des sehr aktiven Prog-Samuraien STEVE UNRUH verweisen, sowie (s)einen ökologischen Text-Fußabdruck hinterlässt, zu einer wechselhaft spannenden Angelegenheit, die einen immensen Nostalgie-Faktor in sich trägt.
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Die zweite CD setzt diesen gleich mit überdeutlichen JETHRO TULL-Querflöte-Anleihen fort, die dann rasant in geblasenen Jazz übergehen. So könnte es eigentlich bleiben, nur bleibt es leider nicht, denn mitunter werden wir auch von schrecklich schmalzigen Streichern eingelullt, samt Piano-Geklimper und dem ständigen Vogelgezwitscher. Und das alles auch noch zum lang ausgedehnten Ende des Albums hin, welches bis dahin deutlich mutiger auf etwas mehr Härte und Experiment als auf Herz-Schmerz-Ballade setzte. Ab „The Bees In Us“ besteht uns also ein traumwandlerisches, wattewölkchenweiches Ende bevor.
Ein nicht wirklich gelungener Schluss, nach dem man seine Anlage erst einmal vom Schmalz befreien muss. Eine 'Hoffnungs-Hymne' kann durchaus auch anders, flotter und mutiger klingen, als dieses Bombast-Gezwitscher von „The Bees In Us“ bis hin zu „Hymn Of Hope“ und der „Reprise“ als Abschluss.
Weniger ist eben doch manchmal mehr – was auf die Musik wie auch die Botschaften hinter dem dritten und letzten Teil der UPF-Liebe/Verlust/Hoffnung-Trilogie voll und ganz zutrifft.
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FAZIT: Die Öko-Progger UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY (UPF) sind mit ihrem nächsten 'Die Welt ist in Gefahr, es besteht aber noch Hoffnung'-Album zurück, um mit „Planetary Overload Part 2: Hope“ ihre Love/Lost/Hope-Trilogie abzuschließen, wobei sie mit ihrem Bombast-Prog samt vieler akustischer, ruhiger, aber auch jazziger sowie rockiger Elemente und einer Riesenschar an musikalischen Gästen (mehr als 50 diesmal), das zu Ende bringen, was sie vor knapp 10 Jahren mit „Fall In Love With The World“ begannen. Extra dazu gibt’s neben der opulenten Verpackung der Doppel-CD (vierflügeliges kunterbuntes Digipak samt 32-seitigem Booklet) noch eine Bonus-CD der ROMANTECHS (Im Grunde eine abgespeckte Version von UNITOPIA!), die ganz ähnlich klingt wie das UPF-Doppel-Album, mit dazu. Ein paar überflüssige Längen sind bei so viel Elan und Musiziererei sowie Weltenretter-Botschaften einfach nicht zu vermeiden und selbst so einiger schmalziger Pathos kriecht mitunter tief in des Hörers Ohr. Ansonsten aber jedem Prog-Freigeist, der was für die Natur und die ruhigeren Momente übrig hat, ohne Bedenken an deren großes Herz zu legen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2023
Don Schiff, Jonas Reingold, Colin Edwin, Steve Unruh, Jean Pierre Louveton, Colin Trench, Peter Lazar, Alphonso Johnson
Mark Trueack, Steve Unruh, Rachel Flowers, Hasse Fröberg, Elisa Montaldo, Claire Vezina, Joanna St Claire, Michelle Young
Matt Williams, John Greenwood, Steve Unruh, Ben Craven, Gordo Bennett, Charlie Cawood, Steve Hackett, Tony Riveryman, Jean Pierre Louveton, Colin Trench, Peter Lazar, Michel St-Pere, Cam Blokland
Chris Lebled, Sam Greenwood, Ben Craven, Sean Timms, Gordo Bennett, Ryo Okumoto, Rachel Flowers, Tony Riveryman, Jean Pierre Louveton, Dale Nougher, Steve Gresswell, Nick Magnus, Alex Grata, Peter Lazar, Lisa LaRue, Owen Lelean, Stephen Layton, Franky Val
Hans Jörg Schmitz, Tommy Murray, Daniele Giovannoni, Chus Gancedo, Jerry Marotta, Chester Thompson
Steve Unruh (Geigen, Flöten, Soundscapes, Bass Pedal, Tambourine, Percussion, Sitar), Brendon Darby (Trompeten, Hörner), Clive Hodson (Saxophone, Posaunen), Ian Ritchie, Jamison Smeltz (Saxophone), Charlie Cawood (Sitar, Glockenspiel, Harfe), Don Schiff (Cello), Rod Ennis (Hörner), Nate Miller (Erhu), Lisa Wetton (Percussion)
Perfect Pitch/Just For Kicks
Doppel-CD: 120:17 / Bonus-CD: 68:13
15.07.2023