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Vilma Flood: Flood

Stil: Indie Rock, Alternative Pop, Singer/Songwriter

Cover: Vilma Flood: Flood

Bereits auf ihrem Debüt-Album „Moodswinger“ von 2019 zeigte die schwedische Songwriterin VILMA FLOOD einen gewissen Hang zu großen Gesten und epischen Soundscapes. Gleichwohl war jenes erste Album weiland noch tiefer in den Skanden-Americana- und Folk-Roots der Künstlerin verankert. Damals war es vor allem der Sound einer verzerrten, mit viel Hall augmentierten Slide-Gitarre, der für die epische Note im ansonsten oft akustisch geprägten Sound-Design sorgte.

Als sich die Musikerin schließlich mit dem Produzenten, Songwriter und Musiker HAMPUS NORÉN zusammentat, entstand im Austausch der Ideen eine fruchtbare Kollaboration, mittels derer sie ihre musikalischen Visionen auf ihrem zweiten Album „Flood“ nun auf eine wesentlich breitere Basis stellen konnte.

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Inspiriert von Künstlerinnen, die ihre eigenen Traumata und Neurosen mit Mitteln der Rockmusik kreativ verarbeiten (z.B. ANGEL OLSEN, COURTNEY BARNETT oder SHARON VAN ETTEN) entwickelten Flood und Norén ein Setting, in dem neben Akustik-Gitarren und der schon angesprochenen Slide-Gitarre auch Raum für psychedelische Rocksounds, orchestrale Klangwolken, Chöre, Keyboard-Glissandi – und im Falle des Songs „All Nighter“ – ein Duett mit EMIL SVANÄNGEN (besser bekannt als LONEY DEAR) blieb.
Diese Elemente wurden aber keineswegs einfach angehäuft, sondern mit viel Sinn für Transparenz und Dynamik sozusagen im Raum angeordnet, was auch notwendig war, da VILMA FLOOD keine besonders ausgeprägte Rock-Röhre besitzt, sondern vom Timbre her eher ihrer norwegischen Songwriter-Kollegin ANE BRUN ähnelt. Auf diese Weise entstanden emotional und künstlerisch vielschichtige Songs, die mal in eine orchestrale Rockrichtung zielen wie der Opener „Cold“ oder als munter pulsierende Mid-Tempo-Balladen wie „Life Groove“ daherkommen und selbst in nachdenklichen Elegien wie „I Lie“ noch schwelgerische Schönheit zu bieten haben.

Das alles passt zum Konzept, denn Floods Absicht bestand schließlich nicht darin, sich auf ihrem zweiten Album als Rock-Biest zu präsentieren, sondern die Klangpalette auszuweiten und einen Gang höher zu schalten (wie es in der Bio heißt), ohne dabei die Verbindung zu ihren Roots als klassische Songwriterin aufzugeben. Vielleicht trägt die LP auch deswegen keinen besonderen Titel außer den Künstlernamen „Flood“. Dennoch ist „Flood“ klanglich dann alles in allem eher im Dunstkreis der sogenannten Indie-Rock-Scheiben anzusiedeln.

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FAZIT: War „Moodswinger“ noch eine klassische Coming-Of-Age-Angelegenheit, bei der VILMA FLOOD durchaus selbstkritisch – und mit einem gewissen Augenzwinkern – ihr bisheriges Leben Revue passieren ließ, so wird „Flood“ von anderen Sentimenten getragen. Inspiriert von der ländlichen Umgebung, in der das Album entstand, und dem Tod eines Freundes, der einen philosophischen Gedankenprozess initiierte, entstand so ein Songzyklus über die Themen „Verlust und Wiedergeburt“ wie VILMA FLOOD feststellt. Das erklärt besonders die ernsthafte, nachdenkliche Atmosphäre des ganzen Projektes, was Sinn macht, da sich die Musikerin nicht nur aus musikalischer, sondern auch aus persönlicher Sicht deutlich weiterentwickeln wollte.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2023

Tracklist

  1. Cold
  2. Intertwined
  3. Flood
  4. Flatlands Don't Hold Me
  5. What We Did
  6. Life Groove
  7. Crowded Garden
  8. Flower And Light
  9. I Lie
  10. All Nighter feat. Loney Dear
  11. We Remain

Besetzung

  • Bass

    Hampus Norén

  • Gesang

    Vilma Flood Hases

  • Gitarre

    Vilma Flood Hases, Alexander Lund

  • Keys

    Hampus Norén

  • Schlagzeug

    Willi Alln, Niese Törnqvist, Lars Knutas

Sonstiges

  • Label

    Startracks

  • Spieldauer

    40:08

  • Erscheinungsdatum

    21.04.2023

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